Hallo, das ist Alois. Und den musst du kennenlernen

Südpol, Luzern, 29.09.2017: Sie haben am Freitag ihr Debütalbum veröffentlicht und im Südpol getauft. Die Luzerner Band hört auf den Namen Alois. Und du solltest dir diesen Namen hinter die Ohren schreiben und das Album kaufen. (Ich will’s ja bloss gesagt haben!)

Immer wieder erwischt man sich dabei, wie sich ein seliges Lächeln breit macht. Bei sich selber und – Moment, kurzer Kontrollblick – auch im Club-Umfeld. Das ist wohl einer dieser Alois-Effekte. 

Man kann weit ausholen, um ihren brutal zeitgenössischen und entzückenden Pop zu beschreiben: Sphärisch? Träumerisch? Luftig? Aber was sind schon Worte, man schaltet besser einfach den Kopf aus und lässt sich treiben. Und das führt dann eben zu einem solchen Lächeln. Und zu einem wohligen Bauchgefühl, um es mal ganz profan auszudrücken.

Das sind die vier Herren von Alois.

Alois ist eine Band, die sich an der Luzerner Jazzschule um den Gitarristen Martin Schenker formiert hat. Er steht am Freitag kurz nach 22 Uhr auf der Bühne des gut gefüllten Südpol-Clubs und verkündet in einer knappen Ansage, dass sie «fast alle Songs» ihres Debüts «Mints» spielen werden, das am gleichen Tag erschienen ist.

Dieses Album hat es in sich: Da bewegt sich eine junge Truppe unverschämt leichtfüssig entlang der Grenzen der Popmusik. Die Songs haben öfters experimentellen Einschlag, elektronischen sowieso – aber an keiner Stelle wirkt das verkopft. Vielmehr umgarnen dich die Songs, nehmen dich leichtfüssig bei der Hand. Alois spielen Musik, die den Vergleich mit Bands wie Grizzly Bear oder Atlas Sound in keiner Weise scheuen muss. 

Und wenn man die Vier nun beobachten kann, wie sie die Songs auf die Bühne bringen, ist das – man entschuldige den Begriff – Weltklasse. Schenker ist kein virtuoser Sänger, aber seine schlaftrunkene Stimme legt sich tipptopp über die Songs und sein Gitarrensound ist eine Wohltat. Neben ihm der zweite Langhaarige, der Bassist Pascal Eugster. Flankiert werden die Beiden von Schlagzeuger Florian Schneider und Lukas Weber an Perkussion, Synthie und allerlei anderen Geräten.

Alois auf der Südpol-Bühne

In den überaus sorgfältig komponierten Songs eröffnen sich zwischendurch Horizonte, in denen sich die Band gehen lässt: Die Rhythmen ziehen an, Gitarre und Bass drücken und die Elektronik gibt Schub.

Aber sogleich endet der abrupte Fiebertraum und Alois gibt sich wieder den wohligen Tagträumereien hin: Flächige Sounds, sanft durchbrochen von kratzigen Synthie-Sounds, satten Basslines und ideenreichen Gitarrenparts. Mit «Flowers» hat die Band ein Ass im Ärmel. Auf diesen Song fahren derzeit sogar die kommerziellen Radios ab. 

Dieses Alois-Konzert war ein grosses Understatement – aber was für eines!

Drei Erkenntnisse, zum Mitschreiben:

  • Der beste Pop kommt derzeit aus der Jazzecke.
  • Noch nie – nie! – war es an einem Konzert so ruhig. Zwischen den Songs herrschte Totenstille. Schön, dass es das gibt.
  • Alle – vor allem die Musiker unter den Zuschauern – waren ziemlich begeistert von Alois.

Alois: «Mints» (Red Brick Chapel/Irascible).

Das Alois-Konzert war Teil des Südpol-Saisoneröffnungs-Festival. Heute Samstag endet das Festival mit «Auswegen aus dem Abbau-Schlamassel» von 15 Künstlerinnen und Künstlern. Ab 13 Uhr geht’s mit Transparente-Basteln los. Um 21 Uhr zeigen Fetter Vetter & Oma Hommage nochmals ihr Stück «Free Me!», um 22 Uhr spielen GeilerAsDu.