Fragen über Fragen

Neubad, Luzern, 18.09.2018: Der Südpol. Im Süden der Stadt Luzern wurde er vor zehn Jahren eröffnet, dient als Kulturhaus und Musikschule. Die letzten Wochen hielt er Menschen und Medien in Atem: Rücktritte, Kündigungen, neuer Vorstand, Neustart. Grund genug für einen Neubad-Talk. Weshalb gab es Turbulenzen? Was lief gut, und wie rosig sieht die Zukunft aus?

Um zehn nach Acht ist der Pool im Neubad so gut wie leer. Innert fünf Minuten tauchen sowohl die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion als auch eine Menge Publikum auf. Bunt gemischt, eine mittelalterliche Freundesgruppe, Mutter und Tochter, zwei Freundinnen die wohl langsam Richtung Pension gehen, und gleich daneben Kollegen im Studentenalter. Selbst die Treppe neben der Sitzwelle füllte sich während der Diskussion. Das Diskussionsthema «Südpol» scheint zu bewegen.

Vor zehn Jahren war der Startschuss. Der Südpol öffnete seine Türen. Ein Jahr zuvor wurde die Boa, das wohl wichtigste Luzerner Kulturzentrum für die freie Szene, geschlossen. Auf dem Südpol lastete die Erwartung des «Boa-Ersatzes». Dies ist laut Urs Bugmann, dem Präsidenten der IG Kultur, wie auch laut Marc Schwegler, dem neuen Präsidenten des Südpols, nie zutreffend gewesen. Die Boa, ein alter Schuppen inmitten von Luzern, wo die freie Szene werken und gestalten konnte, könne von einem Neubau am Stadtrand nicht abgelöst werden. Der Südpol habe andere Qualitäten, beispielsweise, dass er sehr gut ausgestattet ist. Aber er ist keine Baracke, wo jeder mal was hinhängt, und man «einfach mal machen kann».

Der Südpol ist also kein Ersatz für einen alten Club, sondern ein neuer Ort der Kultur, der bespielt werden sollte. Die alternative Szene Luzerns tat dies phasenweise, punktuell. Im Programm waren Theater, Konzerte und Tanzproduktionen, aber auch Partys und Flohmärkte. Eine Kontinuität und Selbstverständlichkeit wurde aber nicht erreicht. Das beobachtet auch Jana Avanzini, Kulturredakteurin von Zentralplus: Um in den Südpol zu gehen, brauche es immer etwas mehr als beim Uferlos oder der Schüür. Dies nicht nur wegen der Lage, der Sedel sei auch schlecht erreichbar. Dem Südpol fehle das Willkommensgefühl, dass man sich gut zurechtfindet, gerne vor dem Theater schon «eis go zieh goht», und nach dem Konzert noch etwas verweilt.

Vage Antworten

In letzter Zeit lief es im Südpol nicht rund. Rote Zahlen, weniger Besucherinnen und Besucher, der gesamte Vorstand und andere Leitende traten zurück. Braucht es den Südpol überhaupt? Wofür denn? Es könne gar nicht zu viel Kultur geben, und somit auch nicht zu viele Räume, so Bugmann. Solange das Angebot auf Interesse stösst. Nun gilt es, sich zu fragen: Wie macht man aus dem Südpol ein lebendigeres Kulturhaus? Wo liegt sein Potential, und wie wird das ausgeschöpft? Was sind die Bedürfnisse der Luzerner Bevölkerung, der Kulturszene? Am Rande der Stadt wird der Südpol immer bleiben. Doch wie kann er in der Wahrnehmung mehr ins Zentrum rücken?

Fragen bezüglich der Zukunft wurden an dem Abend viele gestellt. Von den Diskutierenden des Podiums und dem aufmerksamen Publikum wie auch von den Vorstandsmitgliedern selbst. Beantwortet wurden sie vage. Wie es genau weiter geht, wissen Marc Schwegler und Selina Beghetto, Co-Präsidentin vom Südpol, nach gut zwei Wochen im Amt selbst noch nicht. Sie möchten das neue Betriebskonzept nicht alleine erstellen, sondern in Workshops, so dass möglichst viele verschiedene Ideen und Inputs zusammenkommen. Was jetzt schon feststeht: In näherer Zukunft wird die Hochschule Luzern – Musik in ihren Neubau neben dem Südpol ziehen, und auch ein neues Probehaus für das Luzerner Sinfonieorchester in unmittelbarer Nachbarschaft zum Südpol ist in Planung. Die Zuzüge haben das Potenzial, den Südpol zu einem Ort zu machen, der nicht nur besucht, sondern ein Daheim wird. Ein Ort, an den es normal ist, hinzugehen.  

Wünsche für die Zukunft: Mehr Wärme. Weiterhin abwechslungsreiches Programm. Ein Gleichgewicht zwischen der lokalen Szene und nationalen wie internationalen Partnern. Und dass der Südpol nicht länger ein Satellit bleibt, sondern zu einem Magneten wird. Wie das konkret umgesetzt wird? Das wird sich zeigen. Doch die Visionen klingen vielversprechend.

Moderation: Lea Inderbitzin
Auf dem Podium: Marc Schwegler, Selina Beghetto, Urs Bugmann, Jana Avanzini

Der ganze Neubad-Talk vom 17. September kann hier als Videocast gestreamt werden. Und hier geht's zum Talk-Archiv.