Von Mensch und Maschine

Südpol Kriens, 29.01.2016: Gaia waren anders als sonst. Vielleicht wegen den neuen Songs? Oder alten Einflüssen? Der Bericht zur EP-Taufe im Südpol.

Gaia haben sich in den letzten Jahren einen aparten Sound erarbeitet. Gewachsene Grooves, treibend, tanzbar und doch vielseitig sowie verspielt. Nun schlägt die Band eine neue Richtung ein: Synth-Pop. Die Musik ist harmonisch reicher und hinzu kommt Flavio Steigers charakteristische Stimme. Die Stücke werden zu Songs mit Strophe und Refrain-Struktur und die harten Grooves verschwinden hinter flächigem Synthesizer-Gewebe. Trotzdem war's ein durchzogener Auftritt von Gaia gestern im Südpol. Die fünf frischgebackenen EP-Songs waren eingebettet in mehrere instrumentale Tracks nach alter Gaia-Art. Die sonst so treibenden Grooves der Band vermochten den grossen Saal und die Meute aber nicht wirklich zu ergreifen. Sie steigerten auf Höhepunkte zu, die dann keine waren und klangen in der Abfolge zwischen den fetten Songs der neuen EP häufig unausgewogen dünn. Die teils hitverdächtigen EP-Songs bildeten fürs Ohr die musikalischen Höhepunkte des Abends, in denen man schwelgen durfte. Astreiner Synth-Pop, mit einem guten Mix aus Mensch und Maschine, analog und digital. Und dann gab es noch die wenigen Momente für den ganzen Körper, als mit aller Kraft getanzt werden konnte. Davon hätte der Abend mehr vertragen. Es war schwierig, im gestrigen Konzert richtig anzukommen. Kaum war man drin in einer Stimmung, war man auch schon wieder draussen und musste auf ein Neues Zugang zur wechselnden Musik finden. Das konstante in-den-Bann-ziehen ist sonst eine Stärke der Band. [youtube Ja_XZPCEP_8 nolink] [youtube 52gKzo1FLjI nolink] Die vier Musiker standen isoliert voneinander auf eigenen Podesten. Der Gaia-Motor war in seine Einzelteile zerlegt – vielleicht mitunter ein Grund für den teils unverbindlichen Sound einiger Stücke. Technik und Zusammenspiel waren trotzdem auf gewohnt hohem Niveau. Vor der Bühne: ein glückliches Publikum. Plaudernd, vom linken auf den rechten Fuss wankend, lauschte es immer mit mindestens mit einem Ohr der Musik. Gaias neuer Sound fährt nicht mehr in die Beine. Er geht ins Ohr und kommt da nicht mehr raus – schreibt sich ein ins Luzerner Musikgedächtnis. Das konnte man von der gestrigen EP-Taufe leider nicht behaupten.