Rengg meets Mississippi sowie Zeiten und Zahlen

Country, Blues, Folk, aber auch shuffligen Rock’n’Roll aus Liverpool haben Monotales drauf. Die eigentlich Hiesigen luden am Freitag in den Südpol-Club zur Plattentaufe, wo im Eintritt gleich Hochprozentiges inklusive war. Taufgrund: Das exzellente Album heisst «Call Me A Stealer, Call Me A Thief».

Tja, wir müssen wieder wettern: «21.00», Variante «21.30», steht allenthalben geschrieben. Das gilt in der Weltstadt Kriens natürlich nicht. Und naiv wäre es, zu glauben, solche Zeit-Zahlen wären verbindlich. Also geht man sicherheitshalber vielleicht etwas später, um an der Südpol-Club-Tür zu lesen: «21.30». Sind alle, die schon da sind, in der Shedhalle oben. So um 22.00 heisst es (und so hätte man es im Netz auch lesen können): Es fängt an. Alle in den Club runter. Konzertbeginn: 22.40. Letzter Ton: Mitternacht. Wir wollen es hier geisseln, das Konzertbeginnverwirrspiel, das einen «rechtzeitig» irgendwo hineilen lässt. Um vor Ort festzustellen, dass wertvolle Lebenszeit vergeudet wurde, die man auch noch anders nutzen könnte. Also: Bitte einfach klar und konkret kommunizieren. Wäre doch einen schönen Neujahrsvorsatz wert. Soviel zur Vorrede. Die Musik dann ist natürlich 1A. Das hat auch die weite Deutschschweizwelt gemerkt. Monotales, die Band, die am Freitag im erfreulich vollen Club antritt, ist bereits, wie übrigens auch – aus dem selben Label-Stall (HRP) – Hej Francis!, zum Monats-«Best talent» von Radio DRS 3 erkoren worden (wie schon früher verdientermassen: Alvin Zealot). Wir sind wieder wer. Luzern zählt etwas auf der nationalen Sound-Landkarte. Wir wollen es preisen, das hiesige Schaffen.

Monotales machen ihre Sache bestens. Da ist Innigkeit, da hat es superbes Songwriting (der Airplay-Ohrwurm «I Don’t Wanna Go To Heaven» kommt etwas später im Konzert), da gibt’s instrumentales Können (besonders gefällt uns hier die luzide Gitarrenarbeit von Mothers-Pride-Bassist Kuno Studer). Derweil uns ein aufmerksamer Drummer darauf aufmerksam macht, wie im ansonsten tipptoppen Saalmix das Snare von Simon Britschgi etwas bassig nach Kartonschachtel tönt. Wir müssen ihm Recht geben. Da sind noch das Tastenspiel von David Hangartner (nicht verwandt; der Mann kann auch noch Gitarre spielen) und fundiertes Bassspiel von Andi Schnellmann (jüngst an selber Stelle mit Schnellertollermeier zugegen). Sänger Mauro Guarises Gesang ist makellos, und wie bereits andere vermerkt haben, wird hier Americana-isches auch mit täuschend echtem Akzent (eben nicht CH-Akzent) intoniert. Es fängt an mit Track 9 des vorzustellenden Albums «Call Me A Stealer, Call Me A Thief», etwas gewagt als Konzertopener: die Orgel-Ballade «I Will Fall In Love With You Again». Schön, wenn Tasten, Gitarre und Bass mit ins Mik singen (wie etwa bei «Never Had To Cry», das diese «Americana»-grundierte Musik etwas in Eagles-Gefilde überführt). Um das Bild zu bringen: Mississippi-Musik aus der Achse Luzern-Zürich-Winti ist in Rengg-Nähe, wenn nicht entstanden, so aufgenommen worden, im Obernauer Soundfarm Studio von Marco Jencarelli. Kleiner pophistorischer Exkurs gefällig: Mauro Guarise kündet ein Stück an als eines einer kleinen britischen Band. Damit deren Songschaffen etwas in die Welt, wenn auch nur die kleine des Südpol-Clubs, hinausgetragen wird, würden sie nun ein Stück der namentlich nicht genannten ausländischen Band interpretieren. Das Cover: «One After 909». Kommt uns allen ziemlich bekannt vor. John Lennon hatte es bereits 1957 bei Paul McCartney daheim geschrieben, eine unglückliche Fassung davon haben die Beatles dann erstmals am 5. März 1963 im Abbey-Road-Studio 2 eingespielt (hörbar erst 32 Jahre später auf «Anthology 1»). Schliesslich, offiziell, ist «One After 909» auf der letzten erschienenen Beatles-Platte «Let It Be» (1970) drauf. Monotales covern übrigens am 21./22. Januar wieder – Michael Jackson in Horw.

Next Big Things: Die nächste Obernauer Produktion kommt am 17. Dezember. Ist zu einem Fünftel auch einheimisch, weil Bei Philipp Fankhauser (und auf dessen brandneuer Scheibe «Try My Love») Marco Jencarelli die kompetente Gitarre bedient. Live in der Gegend: KKL Konzertsaal, Mittwoch, 29.12.2010, 19.30 (pünktlich). Support, dreimal raten: Monotales. Die nächste Country-Platte kommt, in Littau eingespielt, am genau selben Datum raus. Es ist «Country Noir», der Zweitling von Count Gabba, welches wir schon bestens empfehlen können. Ein livehaftiges Vorabmüsterchen gäbe es davon am 19.12. in der Loge. Getauft wird die gelungene Chose dann am 22. Januar im Sedel oben.