Lasst Champagner über USB-Sticks fliessen

Treibhaus Luzern, 09.02.2019: Drei Monate nach ihrem Release wurde die erste EP «Phase» von The Youngest getauft. Direkt aus der Berner Lorraine vertrat der Support Act Cobee die Berner New-Wave-Szene. Die Bässe dröhnten, der Boden bebte und die Sneakers hüpften bis zur geplanten Eskalation.

Gleich zwei Newcomer auf einen Streich waren an diesem Abend im Luzerner Treibhaus am Start. Den Anfang machte der einundzwanzigjährige Berner Cobee, gefolgt vom preisgekrönten Luzerner New Waver The Youngest. Er taufte am Samstag seine EP «Phase», die er am 16. November 2018 auf dem Plattenlabel PLSR Music Group veröffentlichte.

So ging’s los mit Cobee, sphärische Klänge zu Beginn von «Chaos » lockten immer mehr der Gäste von draussen in den Club. Es dauerte nicht lange, da tobten auch schon vor allem die jüngeren Besucher*innen, als die ersten Bassklänge ertönten. Trotz angeschlagener Stimme gab der Künstler hundertzehn Prozent. Bei «Abu Dhabi» flogen sogar Becher durch die Luft und der Moshpit wurde immer grösser. Auch ein paar kleineren technischen Schwierigkeiten schafften es nicht, die Stimmung zu verderben. Da war selbst Cobee von seinen Luzerner Fans überrascht. Housige Technobeats, ein hohes Mass an Autotune und melodiösen Lines bei «Kypronit» sorgten für eine erfrischend abwechslungsreiche Clubatmosphäre.

The Youngest kam, sah und liess die Korken knallen

Dann kam The Youngest. Der junge Luzerner bot einen sanften Einstieg mit «Lights», zusammen mit Little Miss Sunshine. Es standen also gleich zwei Kick-Ass-Award-Gewinner auf der Bühne – Little Miss Sunshine vor drei, The Youngest vor einem Jahr. Doch Gewinner und Verlierer behandle er ja sowieso gleich, wie er 2016 schon in seinem Debut «LeYoungest» rappt.

Textgerecht mit schwarzer Adidas Trainerhose auf der Bühne, jedoch ohne Capri-Sun in der Tasche gings weiter mit «Handklatsch», «Zone» und «808». Der Luzerner DJ Still Phill drehte den Bass auf, bis der Bauch vibrierte. Die Stimmung baute sich allmählich auf bis hin zur angekündigten Eskalation. Hatte The Youngest am diesjährigen Bounce Cypher von SRF Virus doch etwas mit dem Text zu kämpfen, bewies er an diesem Abend, dass es auch ohne Hänger geht.

Dann wurde ordentlich getauft: Alle, die an der Produktion des Albums beteiligt gewesen waren, wurden auf die Bühne gebeten und der Jüngste liess ordentlich die Korken knallen. Vinyl war gestern, der New Waver taufte seine Tracks auf einem USB-Stick.

Darauf liess er seinen Hit «Superman» folgen, bei dem der Moshpit vor allem die männlichen trapdurstigen Gemüter näher zusammenrücken liess; ganz nach dem Motto des Abends, das The Youngest immer wieder betonte: «Mer sind alli zäme da. Mer sind alli eis.»

Schon bald taumelten die ersten erschöpften Gestalten aus der Menschentraube am vorderen Bühnenrand. Auch The Youngest auf der Bühne schien langsam etwas erschöpft und wischte sich den Schweiss aus dem Gesicht. Wünsche aus dem Publikum nach «TonTonshit», dem Song mit den meisten YouTube-Klicks des Künstlers, wurden erst abgelehnt. Dieser Track befände sich nicht auf der getauften EP. Auf die Zugabe liess er seine Zuschauer*innen jedoch nicht lange warten und verabschiedete sich mit dem gefeierten Hit.

Die EP-Taufe zeigte, dass Luzern definitiv auch von der New Wave im Hip Hop erfasst wurde und auch im Trap einiges zu bieten hat. Man kann gespannt darauf sein, was von The Youngest in Zukunft noch alles zu hören sein wird.

Hier gibt's die neue EP «Phase» von The Youngest