Klangbad

 Neubad, 21.02.2015: Sieben Frauenstimmen und sieben Kontrabass-Instrumente treffen im Projekt «7:7» aufeinander. Geboten wird eine Musikperformance mit zeitgenössischen Kompositionen sowie Improvisation. Dies alles im Swimming-Pool des ehemaligen Hallenbads; eine spannende Ausgangslage.   

(Von Stoph Ruckli (Text & Bilder), Rob Nienburg (Bild oben))

Welch seltsame Situation: Man läuft die Treppe hoch gen Swimming-Pool – dem Prunkstück des Neubad – und traut sich im ersten Moment gar nicht so richtig, den Raum zu betreten. Da stehen Simon Iten am Kontrabass und Sängerin Franziska Brücker einen Meter vom Eingang entfernt. Die Stimmung ist spannend, fast angespannt, konzentriert. Ganz leise ist es im Publikum, jedes Bewegen oder Rascheln der Kleider durchschneidet die Luft. Wagte man sich vor, klärte sich das Bild rasch: Die sieben Mitglieder des Stimmorchesters und seine sieben Kontrabass-«Pendants» nutzen die akustischen Gegebenheiten des ehemaligen Hallenbads mit seiner hallenden Klangatmosphäre. Ums Becken herum aufgestellt, allein oder in kleinen Grüppchen, teilweise bewegend, erzeugten die beiden Septette Frequenzen, Töne und Sounds. Hierbei konnte das Publikum am Rand sitzen oder im Becken Platz nehmen. Ein allfälliger Ortswechsel für das Erleben verschiedener Hörfacetten erschien jedoch unangenehm störend in der wie schon angesprochen konzentrierten Stimmung. Dieser erste Programmpunkt wirkte äusserst gelungen; gerade der Schluss liess richtiges Filmmusik-Feeling aufkommen, erinnerte an weite nordische Landschaften und erzeugte Gänsehaut.

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Beim zweiten Programmpunkt bewegten sich die beiden in schwarz, weiss, grau gekleideten Ensembles zum tiefsten Punkt des Beckens, der eigentlichen Bühne. Zuerst ein Vortrag des Stimmorchesters: Knurren, Grunzen, Quicken, Singen, Schreien, Bellen, Zischen: So ziemlich alle Stimmmöglichkeiten wurden von den ausgebildeten Vokalistinnen eingesetzt. Im Verlauf ergänzten Cimbasso (eine Art Bass-Posaune), Kontrabass , Elektro-Bass, Kontrabass-Tuba, Kontrafagott, Kontrabass-Klarinette und Kontrabass-Flöte die Szenerie. Gerade letzteres Instrument erschien in seiner Grösse (über zwei Meter hoch) und mit speziellen Ansprüchen (die Klangerzeugung ist sehr leise, weshalb elektronische Hilfe benötigt wurde) so überraschend wie kurios. Schade war, dass die Klänge stellenweise von der «schwierigen »Akustik verschluckt wurden; bei Elektro-Bass oder eben der Querflöte musste man sehr genau hinhören, sofern die Instrumente nicht gerade solierten. Zudem schwand ein wenig die eigene Konzentration, was in leichten Längen resultierte. Im Gesamtbild gefielen aber auch hier die tiefen Töne sehr gut: Sie wirkten imposant und ergänzten sich äusserst gelungen mit den akustischen Darbietungen des Stimmorchesters. Eine sehr mystische Stimmung resultierte daraus. Toll!

StimmorchesterNeubad

Beim Finale – dem dritten Programmpunkt – positionierte sich das Stimmorchester auf Höhe Sprungturm, während die Instrumente unten blieben. Hier kam – besonders eindrücklich – Obertongesang zum Zuge; eine Technik, die nach wie vor fasziniert. Die Gesamtheit der Stimmen, welche im Vergleich zu den teils abstrus-ausserirdisch tiefen Kontrabass-Instrumenten irdisch wirkten, kamen in der Imposanz des Kontrastes noch einmal voll zur Geltung; so schön wie spannend. Experiment gelungen. [youtube wDwGQ6QCobk nolink]   Künstlerische Gesamtleitung: Thomas Mejer Stimmorchester, Leitung Rahel Kraft: Ursina Giger. Stimme Ines Mauruschat. Stimme Simone Schorro. Stimme Corina Schranz. Stimme Sabrina Troxler. Stimme Franziska Brücker. Stimme Rahel Kraft. Stimme Kontrabass-Septett, Leitung Urban Lienert: Madeleine Bischof. Kontrabass-Flöte Jan G. Brönnimann. Kontrabass-Klarinette Maurus Conte. Kontrafagott Marc Unternährer. Cimbasso Leo Bachmann. Kontrabass-Tuba Simon Iten. Kontrabass Urban Lienert. E-Bass