Es wurde auch Zeit: 7 Dollar Taxi sind zurück

Fitnesstraining und Weiterbildung bei Pepe Lienhard sei Dank: Die Luzerner 7 Dollar Taxi feierten eine gelungene Releaseparty ihres Zweitlings in der Schüür – und bewiesen, dass sie trotz mehrjähriger Leidensgeschichte und Abstinenz als Liveband noch immer weitherum zu den besten ihres Fachs zählen. Ebenfalls auffällig gut: Huck Finn.
 
(Bilder Sam Pirelli)

Wir wollen die Geschichte nicht nochmals aufrollen – jene des Angebots aus England, das man nicht ablehnen konnte: Plattenvertrag über fünf Alben, internationale Distribution, Lebensunterhalt in London. Dann: Endloses juristisches Feilschen über Hunderte von Seiten. Schliesslich: Finanz- und sowieso Musikkrise und ein Schlussstrich unter den vermeintlichen Londoner Traum. Nein, wir wollen über das zweite Album von 7 Dollar Taxi sprechen, das jetzt endlich veröffentlicht werden kann: «Well, It’s About Time». Gestern war Releaseshow in der Schüür. Was haben sich die vier Herren von 7$T ins Zeug gelegt im Vorfeld: Sie luden zur öffentlichen Teestunde ins Bistro Luz, holten sich Zukunftsrat bei Abzocker-Prophet Mike Shiva (hier anzusehen), trainierten sich unter Swiss-Olympic-Fitness-Guru Daniel Pöschick fit (hier) und erweiterten ihren musikalischen Horizont bei niemand Geringerem als Pepe «ausgelernt hat man nie» Lienhard (hier).

Fünf Jahre sind seit ihrem Debüt «Come and Figure it Out» vergangen, das so unverhofft und deshalb umso schöner nach 60ies-Britrock internationalen Formats roch. Und noch immer riecht. Die Schüür war gestern formidabel besucht – viele bekannte Gesichter jeglichen Alterssemesters waren anwesend um das «Comeback» zu feiern. 7 Dollar Taxi ziehen nach wie vor – als wäre es gestern gewesen. Die Band spielte sich mit beeindruckender Sicherheit und viel Frische durchs neue und alte Song-Repertoir. Das tönt überaus catchy, die Riffs und Breaks sind millimetergenau platziert, kein Ton zu viel und der Gesang in einem lupenreinen British English. Eine Energie, der man sich schwerlich entziehen kann, die Viererbande um Sänger Tizian von Arx funktioniert als Liveband nach wie vor ausgezeichnet, auch wenn die kurzen, knackigen und durchs Band reduzierten Songs mit der Zeit etwas steril wirken. Die Arrangements sind klug und überraschend, wirken aber dann und wann einstudiert.

Doch Highlights sind üppig gesät: Da wird nicht nur gesungen, sondern kommuniziert, geschauspielert, geschlaumeiert. Augenzwinkernd und mit Nonchalance spulen 7 Dollar Taxi Rock-’n’-Roll-Stereotypen ab – um plötzlich, als wäre es das Normalste der Welt, einen derartigen Ohrwurm wie «Sputnik & Laika» (höre unten) zu performen (auch live von einer Geige begleitet). 7 Dollar Taxi machen grossen Spass – sie kombinieren betrunkenes Mitgrölen und britische Coolness. Und gegen Ende des Konzerts kam es sowieso immer besser, die Band wirkte gelöster und liess es fahren. Highlights waren insbesondere die Zugaben, so die grandiose Johnny-Cash-Version von «Jurassic Heads», ihrem Hit vom Debütalbum. Nun, es war definitiv an der Zeit.

Einige Worte zum Support: Diesen bestritten Huck Finn mit Neviss-Gitarrist Martin Fischer und Finn am Gesang – unterstützt durch Neuzuzug Rafi Woll am Drum (der Bassist fehlte gestern leider). Die M4Music-Demotape-Gewinner und DRS3 «Swiss Top» warten im April mit ihrem Album auf, auf das man gespannt sein darf (produziert von Lunik-Gitarrist Luk Zimmermann). Huck Finn bieten Pop mit grossen Melodien, weniger Synthesizerlastig als früher, dafür mit mehr Gitarre. Auch wenn das schöne Songmaterial in der Liveumsetzung noch etwas gestelzt wirkte, das kommt definitiv gut.

7 Dollar Taxi: «Well It’s About Time» (HRP/Irascible) – im Handel.

Sputnik & Laika: 01 Sputnik & Laika
Siehe auch «Jetzt aber: Hallo Taxi!» (Artikel aus dem Kulturmagazin Februar 2011 von Urs Hangartner)