Ending up in the wrong film? – ganz schön anstrengend

Südpol Kriens, 8.11.2013: Am Freitag brachte das Duo Chuck Morris unter der dramaturgischen Leitung von Friederike Thielmann seine Performance «Feminin Fun Studies» erstmals auf die Bühne des Südpol. Eine collagenartige, experimentelle Auseinandersetzung mit dem Dogma der humorlosen Frau und der Machart von Witzen galt es während einer Stunde zu verfolgen, beziehungsweise zu überstehen.

Sicherlich vermitteln die beiden Darstellerinnen des Duos Chuck Morris dem Publikum unmissverständlich die Intention ihrer Darbietung. Auf betont unlustige Art und Weise soll das Klischee der witzlosen Frau vorgeführt, ausgeschabt und letztendlich für einen Diskurs neu belebt werden. Ganz bestimmt gelingt dies den jungen Frauen auch. Permanent erfüllen sie das Vorurteil selbst und damit auch die ach so hoch gehaltene künstlerische Autoreferentialität. Krampfhaft wird versucht, der Produktion vom Witz auf die Spur zu kommen. Bekannte Schemata von komischen Duetten werden in verschiedenen Szenen und Nummern, von Blondine und Brünette bis Coyote und Roadrunner erfolglos, das heisst so ziemlich gagfrei, inszeniert. Schliesslich möchte die Pointe bei Chuck Morris innerhalb von eigentlich traditionell lustigen Szenenkonstellationen – ähnlich wie viele Definitionen den Humor in der temporären Abwesenheit von Sinn verorten – gerade in der Umkehrung von Gelächter in peinliche Stille erfolgen. Also Komik in der Abwesenheit derselben. Das Konzept dieser Performance mag durchaus als mehr oder minder ausgefallen und daher auch als nicht uninteressant daherkommen. Ja, die Metapher der Clownnasen, die überall an den Schauspielerinnen kleben, zum Schluss gar noch in Massen von der Decke fallen, aber nie in der Mitte des Gesichts von Chuck Morris Platz finden, leuchten ein. Aber insgesamt hindert diese Umsetzung eines vielleicht feministisch-satirischen Experimentes nicht daran, an andere Clownfiguren denken zu müssen, die ihr Unlustigsein weit witziger darzustellen vermochten. Wenn die eine Figur von Chuck Morris am Anfang in typischer Zunftmanier einer jungen, intellektuellen Feministin das darauffolgende Programm analysierend, über etymologische mythologische und biologische Gemeinsamkeiten zwischen «woman» und «water» sinniert, ist das ganze Spektakel noch recht kurzweilig. Auch der Versuch einer Abkoppelung von Comic-Humor in einer Roadrunner-Szene oder die wechselseitige Bedienung von Furzkissen sind zunächst noch ganz amüsant. Leider werden die einzelnen Szenen derart in die Länge gezogen, dass nicht einmal mehr die Umwandlung von Kissenfürzen in mögliche echte Vaginafürze oder eine Umsetzung des «female desire» in einen nicht enden wollenden, nackt aufgeführten Kopf- und Oberkörperschütteltanz provozierend wirken. Es ist durchaus möglich, diese Langatmigkeit als Stilmittel zu interpretieren, welches die fehlende Pointenpotenz von Chuck Morris unterstreichen soll. Aber zu welchem Preis? Diesen bezahlt jedenfalls das Publikum. Nachdem sich der Vorhang zu Beginn geöffnet hatte, sagte eine Stimme: «Do you know the feeling that you ended up in the wrong film?». Am Ende der Performance weiss der Zuschauer zumindest um das Gefühl, in einer anstrengenden gesessen zu haben.