Einsame Nächte in den Schatten einer Grossstadt

Alpineum Produzentengalerie Luzern, 06.11.2015: Die Ausstellung «Schattenbummel» kündete sich als an Schattenschau durch Unorte, Hinterhöfe und Untergründe an, welche durch den Schweizer Filmklassiker «Reisender Krieger» aus dem Jahr 1981 inspiriert wurde. Die Ausstellung von Oliver Boberg, Matteo Hofer und Wermke / Leinkauf entstand durch eine Kooperation mit dem stattkino Luzern. Es überraschte also nicht, dass vor allem das präsentierte filmische Material die Besucher in den Bann zog.

Bei der Vernissage von «Schattenbummel» in der Alpineum Produzentengalerie stand der Fokus auf der Stadt in der nächtlichen Dunkelheit. Im abgedunkelten Hinterzimmer der Galerie wurde ein kleiner Visualisierungsraum mit wenigen Sitzmöglichkeiten eingerichtet. Auf drei Bildschirmen lief eine Filminstallation, welche die Fahrt eines einsamen Mannes durch das nächtliche Berlin aus verschiedenen Blickwinkeln porträtierte. Der Film zeigte den Fahrenden, wie er vollkommen alleine auf einer Eisenbahn-Draisine über die Gleise mitten durch die verlassene Stadt fährt. Sein Weg wird nur selten von einem Zug unterbrochen. Die Verlassenheit und Menschenleere der Grossstadt wurden unterstrichen durch die verschiedenen Blickwinkel, aus welchen der einsame Reisende während seiner Fahrt durch Berlins Strassen und unterirdische Bahntunnels gezeigt wird. Auch die Geräuschkulisse, welche meist einzig und allein aus dem Rattern des handbetriebenen Wägelchens besteht, untermauert seine Alleinheit. Ab und an wird das monotone Knattern durch das Pfeifen eines Zuges ergänzt, der den seinen Weg kreuzt. Trotz seiner Einsamkeit, wirkt der fahrende Mann weder unglücklich, noch verloren. Er bummelt mit einer gewissen Leichtigkeit durch die Schatten der Berliner Nacht. 22

Die Filminstallation zeigte eine beklemmende Einsamkeit und Isolation inmitten einer sonst so lebendigen Grossstadt. Umgeben von diesen Bildern und Geräuschen wurde man in den Bann der Schatten gezogen, in welchen sich der Reisende bewegte. Trotz Dunkelheit und Schatten, schaffte es der Film unglaublich schöne Farben zu erzeugen. Die Beklemmung und Einsamkeit, welche die Szenen ausstrahlen, fesseln den Zuschauer und lassen ihn in die nächtliche Szenerie eintauchen. Gebannt folgte man dem Schattenbummel und verhoffte sich, das Ziel der Reise zu erkennen. Aber wie das beim Bummeln halt so ist, gibt es eigentlich gar kein richtiges Ziel. Ist hier der Weg das Ziel?

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Die Filminstallation war aber nicht der einzige Teil der Ausstellung. Im Vorraum hing eine relativ altmodische Kamera an der Wand. Daneben fand man die Einladung, dass man sich doch die Kamera und eine sogenannte Windfahne ausleihen könnte, um eine Zeit lang mit diesen zwei Utensilien in der Stadt zu bummeln und sich treiben zu lassen. Und natürlich sollte man auch gleich noch ein Foto davon machen. Leider waren die Fotoresultate der Schattenbummel in Luzern noch nirgends zu sehen. In der Mitte des Zimmers stand dafür ein Ventilator, welcher die auf einem Sockel montierten Windfahnen schön wehen liess.

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Die Ausstellung «Schattenbummel» von Oliver Boberg, Matteo Hofer und Wermke / Leinkauf ist noch bis am 5. Dezember in der Alpineum Produzentengalerie in Luzern zu sehen. Öffnungszeiten: DO und FR, 16-19 Uhr und SA, 11-16 Uhr.