Der Rabe und der König

Am Dienstagabend war Bern angesagt in der Loge: Autor und Theaterschaffer Matto Kämpf las grösstenteils aus seiner Vaterschaftskolumne «Der Rabenvater». Dabei begleitete ihn Simon Hari, besser bekannt als King Pepe, an diversen Instrumenten. Das vielleicht beste Comedy-Duo der Schweiz.

Matto Kämpf ist also irgendwann Vater geworden. Und was tut man als frischgebackener Vater? Natürlich, man schreibt eine Kolumne, in der man das Kind konsequent-liebevoll  «Grotil» nennt, die Mutter als Rabenmutter und sich selbst als Rabenvater bezeichnet. Und man berichtet darin über Geburt, Namensgebung, Erziehung, fette amerikanische Katzen und was das Leben sonst noch so beinhaltet. Diese Kolumne erschien unter dem Titel «Der Rabenvater» zunächst im Berner «Bund» und soll Gerüchten zufolge auch gelesen worden sein. 2010 wurden die Texte dann gesammelt im Verlag «Der gesunde Menschenversand» veröffentlicht, quasi eine erste Biographie des Grotils. Am Dienstag nun also durfte man sich zurücklehnen und Kämpf lesen lassen. Die Texte sind in erster Linie sehr, sehr witzig. Aber das Thema der Aufgabe des bisherigen Daseins als kinderloser Stadtmensch, des eigenen Umganges damit und einfach diese verfluchten Sorgen, die man sich über so ein Kind dauernd machen muss, geben dem Rabenvater auch die berechtigte ernstere Note. Vorgetragen im breiten Schweizerhochdeutsch und zudem noch mit Berner Einschlag – ohnehin des besten Dialekts der Welt – wird die ernste Komponente zwar etwas unter den Tisch gekehrt, dafür ist das ganze nocheinmal lustiger. Grossartige Unterhaltung von Herrn Kämpf. Und dann sass da zur Verstärkung auch noch Simon Hari mit prächtigem Schnäuzer auf der Bühne. Hari, vormals als Senior Pepe unterwegs, mittlerweile zum Monarchen aufgestiegen, bastelte zwischen den Kolumnen mit verschiedenen Instrumenten (bzw. «Instrumenten») jeweils eine kurze Loopsequenz zusammen. Eine sehr gute Möglichkeit zur Auflockerung. Im zweiten Teil wurde der Pressetext dann als glatte Lüge blossgestellt: Hari sang doch. Nichts dagegen einzuwenden, wäre auch schade gewesen, wenn nicht. Nachdem Kämpf ein Liebesgedicht rezitiert hatte, welches man zwar vor nicht allzu langer Zeit schon bei Toast Hawaii in der Barfood-Reihe hören konnte, sich aber nur zu gerne nochmals anhörte, ging es dann konsequent musikalisch zu. Kämpf berichtete im Sprechgesang davon, was im Berner Oberland falsch laufe (Stichwort: Nudismus) und Hari gibt Alternativen zum Leben zum Besten. Gut zu wissen auch, dass man für einen glaubwürdigen Werwolf-Film mehr als vier Hunde mieten muss. Die beiden Herren können definitv was, und wenn es nur Zugaben «schnorren» sein sollte. Und jetzt weiss ich auch endlich, wer der gutaussehende Herr an der Orgel im Video zu Büssi von King Pepe ist. Grosse Komödie!