Das Fenster zu neuen Dimensionen

Südpol Luzern, 15.04.2016: Auf Tour mit ihrem Film «Emocean» und dem gleichnamigen Soundtrack machte die multikulturelle Band Fenster gestern im Südpol Halt. Ein wahres, neuartiges Erlebnis für Augen und Ohren.

Der Vorhang verdeckt das Videofenster. Noch gibt's von der Band keine Spur. Während wir uns noch damit beschäftigen, ob wir einen «Saftdrink Affen» wollen, vielleicht einen «Schwupps» oder doch lieber einen «Long Dick» (verfremdete Getränkeliste im Club), geht vorne auf der Bühne langsam etwas vor sich. Der Vorhang geht auf, das Fenster, das uns in andere Dimensionen katapultieren soll, ist offen. Es erwartet uns ein Film, dessen Protagonisten die Mitglieder der Band selbst sind. Der Film beginnt dokumentarisch mit Ton. Auf der Leinwand sieht man die Gruppe, wie sie ihr drittes Album «Emocean» aufnimmt. «Wir waren am Aufnehmen und dann, etwa in der dritten Woche, they disappeared.» So die Worte des Produzenten, der mit seinen Aussagen einige Lacher im Publikum entfacht. Fenster1

Damit beginnt die Reise in eine andere Dimension - auch die Musiker tauchen nun auf der Bühne auf und es beginnt ein Live Soundtrack zu einem dem Science-Fiction Streifen. Mit Magic heads ausgerüstet (Caps mit eingebauten Lampen), nehmen die Mitglieder ihre Plätze ein. Die Band fliegt durch ein verwackeltes, planloses Farbengwimmer, welches von verzerrten Gitarrenklängen unterstützt wird. Die drei landen auf dem Planet Auberginius, dessen Namen etwas mit der tollen Gaumenbefriedigung Aubergine zu tun hat. Hier werden sie zu Bürgern. Die Bürger tragen graue Anzüge und schwarzen Lippenstift. Sie werden gesteuert und beherrscht von bösen Mächten. Emotionen sind verboten, ihre Bewegungen getrimmt. Doch Fenster brechen aus der kontrollierten Bürgerschaft aus und landen auf einem Gipfel, wo ihnen der böse Grimmkopf Will Samson begegnet und sie vor die Wahl stellt: Entweder alleine bis in alle Ewigkeit auf dem Gipfel bleiben oder ins Gefängnis des Grauens gehen. Da erscheint Samsons Gegenspieler, ein spiritueller Friedenskämpfer. Und schon sind wir mitten drin in der psychedelischen Welt des Körpers eines meditierenden Hippies. Ein surrealer Trip durch Farben, pulsierende Muster, durch Gedärme, Organe und natürlich durch die Dream Factory. Nichts ist wie es scheint. Alles ist surreal. Am Schluss sinds ich die Bandmitglieder einig: Sie hatten alle bloss einen Traum. Denselben Traum. Aber war es tatsächlich nur ein Traum?

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Emocean ist das grösste Projekt, das Fenster je realisiert haben. Es brauchte ein Jahr fürs Planen, über einen Monat Filmen, mit einer Besetzung von über hundert Schauspielern. Für den Film wurde eine ganze Insel gemietet, dutzende Drohnen-Kamaras benutzt und ein eigenes Green-Screen Studio gebaut. Eine Menge Arbeit von vielen Leuten für ein Projekt, das man so zuvor noch nie gesehen hat. Der Film ist verrückt, schräg, lustig und vertritt den Standpunkt «mehr ist mehr». Kaum ist der erste Spuk vorbei, jagt er den nächsten, die Bilder können nie genug farbig sein. Der Film ist lustig  wegen der Handlung, aber auch aufgrund der total auf die Spitze getriebenen Hippieästhetik. Fast vergesse ich während des Konzerts die Band. Die Musik verschmilzt so sehr mit dem Visuellen, als ob alles aus ein und demselben Rohr kommt; als ob die Musik die Bilder erzeugt und die Bilder die Musik. Die Klänge überschreiten die Grenzen des Realen und unterstützen so den Film mit seinem Paralleluniversum. Ein wirbelnder Kosmos aus postpsychedelischen Klängen. Mal total verträumt und verzerrt, dann wieder rhythmisch und strukturiert. Ein aussergewöhnliches Konzert, das vom Publikum begeistert aufgenommen wird.

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