Communication Breakdown!

Seit 1977 verfolgt das Junge Theater Basel das Prinzip, unausgebildete Jugendliche erste Rollen in einem professionellen Rahmen erarbeiten zu lassen. Mit «strange days, indeed», mit dem die Schauspieltruppe bereits Gastspiele in Gmünden, Linz, Bern, Landsberg und Duisburg gab, wurde erstmals Tanz ins Zentrum gerückt. Gestern Abend machten sie einen Halt im hiesigen Südpol.

Von der Decke hängen Telefonhörer herab. Der linke und der rechte Bühnenrand sind belegt mit Kleidern. Haufenweise Kleider. Hinten schwebt eine massive Metallplatte. Ein Mädchen tritt auf, zieht scheinbar willkürlich eine Zeitungsmeldung aus einem Behälter und verliest sie. Eine Frau fackelte ihren Mann ab. Die Stimme bleibt kalt, rational. Dann Szenenwechsel via Fernbedienung. Soundgewitter. Die Bühne wird gestürmt. Wilde Tänze für alle. Die Choreografie ist erstaunlich. Ausdrucksstark und ästhetisch zugleich. So geht das weiter, in der nächsten guten Stunde. Es wird verlesen, getanzt und – sanft, wie nebenbei – die typschen Probleme von Jugendlichen abgehandelt. Individualität versus Drang zur Anpassung, Isolation, die Diskrepanz zwischen dem Bedürfnis nach Nähe und jenem nach Freiraum. So sprechen teilweise bis zu drei Leute in die von der Decke hängenden Telefonhörer rein. Sprechen, aber kommunizieren nicht. Der Einzelne bleibt isoliert. Spannend wird es immer dann, wenn die Inszenierung aufbricht, und die Jugendlichen sich selber zu sein scheinen. Wenn sie auf der Bühne stehen, textlos, verwirrt für kurze Momente. Wenn sie bei einer Szene auf einmal den Faden verlieren, Dinge überspringen, zurück müssen, replay. Auch das ist alles einstudiert. Trotzdem wirkt es authentisch. Regie führte der Flame Yves Thuwis. Er hat mit den sechs Laiendarstellern einen Essay über das tägliche Ringen um Aufmerksamkeit produziert, der über die meisten Strecken verhält. Am Ende wechseln die Jugendlichen die Kleider im Sekundentakt. See me, see me, see me! Wirbeln von Bühnenrand zu Bühnenrand. See me change, see me change, see me change! Dann Licht an, Applaus. Der Südpol war so voll wie lange nicht mehr, da in der Halle nebenan das Jugendblasorchester der Stadt Luzern seine Windgeschichten präsentierte, die – wie man vernahm – auch sehr hörenswert seien und bis morgen (Sonntag) noch dreimal aufgeführt werden. Infos gibt's hier. Später ging's weiter an die Cinerama-Party im Bourbaki, die bis ende Juni noch wöchentlich (Freitag von 23 bis 4 Uhr), ab Juli monatlich stattfinden wird. DJ Personal Sven rockte die (leider) nicht allzu zahlreich erschienene Masse zusammen mit Nico Sebastian Meyer mit elektronischen Soundperlen. Der Eintritt war frei und die Stimmung prächtig – falls du nächsten Freitag noch nichts vorhast, see you there!