«Awesome»

Ist es «Folk», ist es «Indie»? Oder gar auch «Pop»? Gäste aus den USA bescherten am Samstag dem Südpol-Club einen trefflichen Konzertabend zwischen leise und laut.

Der Supporting-Act war schon mal in Luzern: Laura Gibson aus Portland, Kalifornien, vertritt die neue weibliche, mit Folk-Touch versehene Singer-Songwriter-Generation. Die mit männlichem Duo-Partner (an Tasten und Trompete) angetretene Gibson gemahnt im Ton öfters an Alela Diane, zupft ihre Nylonsaitengitarre und hat so manche berührenden Song mitgebracht. Es durfte auch mitgesungen werden, «Daa da da daa», und gar ganz ohne Instrumente: Das Publikum vokalisierte eine Grundmelodie, und sie sang, auch ohne Mikrofon, zum schönen A-cappella-Ständchen. Gestartet sind sie vor fünf Jahren also Duo, um mittlerweile, nach zwei Umbesetzungen und drei Alben, als Quintett zu musizieren. Die Europa-Tour absolvieren Port O’Brien zu viert: Mastermind Van Piersalowski (Gesang, Gitarren), Drummer Tyson Vogel (man kennt ihn von Two Gallants), Ryan Stively (Bass) und Gram Lebron (Gitarre) waren in den Südpol gekommen, um hier von nordwestlicher US-Musik zu künden. «Folk» und «Indie» lautete die Affiche, wobei es sich, spätestens als Piersalowski von der akustischen zur elektrischen Gitarre wechselte, dann schon mehr um «Indie» handelte. Wobei die Grundspur «Folk» weiter verfolgt wird, wenn man das Songhafte betrachtet. Einem war es gar poppig, und es darf gewerweisst werden, ob so etwas auf Radio Pilatus gespielt werden würde, jetzt, mit dem neuen Musikchef. Von nah und auch von fern erinnern Port O’Brien an Nineties-Bands wie The Jayhawks und The Walkabouts, unter den neueren Vergleichswerten könnte man The Low Anthem oder Mumford & Sons anführen. Dies vor allem, wenn im kompakten Songgeschehen mehrstimmig im Chor gesungen wird. Möge das mal jemand wahrnehmungspsychologisch profund erklären, wieso Harmoniegesänge solche berückenden Wirkungen zeigen. Wobei allein die Stimme von Piersalowski – er verbringt Berichten zufolge einen schönen Teil des Jahres arbeitend auf Vaters Fischverarbeitungsschiff in Gewässern Alaskas – von seltener Durchdringlichkeit ist. Also Folk mit Indie-Appeal oder umgekehrt. «Awesome» sind sie selber, wie man sich am Club-Konzert überzeugen konnte. «Awesome», ein Wort, das auch Laura Gibson schon verwendete, sei es hier, kam es ehrlich von der Bühne, das sei eine super Stadt, dieses Luzern, wunderbar das Wetter, die Hügel hier. «Awesome» auch das Publikum. Einmal, am Schluss, durften 9 zu den vier auf die Bühne, um im Refrain mitzusingen, es durfte im Takt geklatscht werden im Zuge von «audience participation», und ins Publikum wurde auch gegangen, von Schlagzeuger Vogel mit Schellenring, derweil Bassist Stively aufs Paukenpedal drückte.