Sagenhafter Zwischensaft

Kleintheater, 10.9.2013: Joachim Rittmeyer ist wieder da. Mit ihm: Theo Metzler, Hanspeter Brauchle, Jovan Nabo und – neu – Paddy. Zum Saisonauftakt erweist er dem Luzerner Haus die Ehre, die Premiere seines jüngsten Mehrpersonensolos «Zwischensaft» hier zu veranstalten. Recht so! Hingehen.

Auf die Idee muss man erst mal kommen: Ein Mundart-Rap zu den Tönen des Luftknopfs («für Anfänger») auf der Concertina. Paddy legt die berndeutschen Rhymes hin. Paddy ist eine neue Figur im skurril-schrulligen Universum von Joachim Rittmeyer. Eine gewagte, die glückt. Denn der 62-Jährige kann auch dies: Unpeinlich einen U20-Charakter mit Kapuzenhood, Käppi und stilechtem Gang (und Slang) spielen. Leider kommt er nur gerade einmal. Sein Problem: Die Mom am anderen Ende der iPhone-Leitung davon zu überzeugen, im Bus («Böss») einen Notfallhammer zu klauen. Wozu?

Somit kämen wir zum Setting von «Zwischensaft». Wir befinden uns in der Versammlung des «Interessenkreises für Sondierbohrungen im Alltag», angeführt von Theo Metzler, eine Urfigur bei Rittmeyer; Metzler möchte gern abgeben, sein Amt nämlich als Vorsitzender. Es soll sein letzter Auftritt in dieser Funktion sein. Unter anderem geht es darum, das drängende Menschheitsproblem des Auto-Auslaufenlassens, dann, wenn das Benzin ausgeht, zu untersuchen (Rollt der Wagen einfach aus, ruckelt er oder was?). In einem Feld- aka Outdoor-Experiment. Draussen mit dabei ist Hanspeter Brauchle, der mit dem Pullover; der, wo er schon vor den Leuten stehen muss, von Erfahrungen mit dem Fremdfüllen im Supermarkt berichtet.

Ein weiteres Experiment, diesmal indoor, soll Antwort auf die Frage geben: Ist eine leere Batterie allenfalls leichter als eine volle? Dazu ist eine schöne Versuchsanordnungswand im Einsatz. Jovan Nabo hat hier Gelegenheit, mit seinem Transistorradio – er will die obskure Sendung eines ebenso obskuren Senders nicht verpassen – Batterien zu testen. Bzw. überhaupt herauszufinden, welche der beiden durcheinandergeratenen Batterien leer bzw. voll ist. Er darf auch kurz abschweifen und eine geradezu poetische Leiter-Nummer mit Klappmeter vorführen. Der eingewanderte Osteuropäer hat auch Geschichten auf Lager, etwa die vom Musiker, der die neue Wohnung wegen «Mehrheizfähigkeit» bekam. Dann das auch im Optischen reizvolle Experiment: die Haftleistung von Speichel aus humaner und animalischer Quelle im Vergleich. Das Tier: Hund Maniac. Sein Herrchen heisst Paddy, das Nachwuchsexperimentatortalent. Zwei gleichschwere Gewichte brauchts dazu, aber die entsprechenden Scheiben sind dummerweise nicht verfügbar. Da tritt Paddy auf den Plan. Soviel sei verraten: Man könnte das Experiment mit zwei Boccalinos (boccalini) aus einem der 24 Stunden geöffneten Brockenhäuser durchführen. Oder mit einem Überbrückungskabel. Nur zum Beispiel. Leider hat Rittmeyer «kein Bonusmaterial». Also nix mit Zugabe. Dann doch. Eines von Metzlers Concertina-Bauern-Couplets hat er noch. Applaus und Chapeau! Für das sagenhaft gute, wiederum unvergleichliche neue Programm.

Joachim Rittmeyer: «Zwischensaft», Kleintheater Luzern, bis Samstag, 14.9., je 20.00 Next Stop: Oscar And The Wolf, Indiepop B-Sides & One Of A Million go Kleintheater, Dienstag, 17.9., 20 Uhr