Scandinavia meets England

Von Skandinavien inspiriert, zum Hinsetzen animiert und tanzend beendet. Mit der neusten Tanzperformance von Gregory Stauffer («Dreams for the dreamless») und dem Elektro-Duo Raime aus London bekam man im Südpol viel Unterhaltung für wenig Geld.

Beim Betreten der mittleren Halle des Südpols wurde man bereits vor die erste Herausforderung gestellt. Wo setzt man sich hin, damit es möglichst lange bequem ist? An den Wänden entlang waren Kissen platziert, die einen Halbkreis um viele kleine Objekte, ein Kanu und eine Leinwand bildeten.

Nach einigen Minuten gesampeltem Vogelgezwitscher entstieg Gregory Stauffer langsam dem in der Mitte des Raumes stehenden Kanus. Von dort aus machte er sich langsam und tanzend auf Entdeckungsreise zu den verschiedenen Objekten.

Ein Schwamm wurde mit den Füssen ausgedrückt und mit der Flüssigkeit daraus hin und her gerutscht, mit einer Pumpe blies er sich Sand in das Gesicht, um sich danach eine rote Masse, die er aus einem der Objekte gebrochen hatte, in dasselbe zu streichen.

Beim Blick in den Raum waren einige Zuschauer sichtlich verwirrt. Vielleicht hätte man sich vorher ein bisschen über skandinavische Klischees oder nordische Mythen informieren müssen, damit alles ein wenig mehr Sinn gemacht hätte.

Mit dem Kanu umherwirbelnd gab Gregory Stauffer auch noch ein Ständchen und hatte sichtlich Spass dabei. Schon fast Cabaret-artig schwang er seine Beine in die Luft und lächelte den Zuschauer verführerisch zu. An diesem Punkt wusste wohl niemand mehr so genau, um was sich diese Performance eigentlich drehte, aber es war egal: Unterhaltsam war es allemal.

Raime

Nachdem man seine Beine erfolgreich aufgeweckt hatte, konnte man sich entweder wieder ins Regenwetter stürzen oder ein «Londoner Elektro-Duo» anhören, das sich eigentlich ein Trio nennen müsste. Ausgestattet mit einer Gitarre, Synthies und einem Schlagzeug setzen die drei diesem düsteren Tag noch einen drauf.

Monotone Gitarrenriffs und durchdringende Bässe gepaart mit schnellen Schlagzeugbeats schworen eine bedrohliche Aura herauf, die das Publikum in einen düsteren Strudel riss. Die reingesampelten Rufe rüttelten das Ganze auf und verliehen der sonst eher eintönigen Musik ein wenig Struktur.

Das beste Beispiel dafür, dass man die Struktur eher suchen musste, war, als der Gitarre eine Saite riss, diese während des Songs wieder aufgezogen wurde und noch man das Riff noch schnell zu Ende spielte. Hätte man den Gitarristen nicht beim Saitenwechsel beobachten können, wäre man nie darauf gekommen, dass etwas gefehlt hätte. 

Das Publikum allerdings war offensichtlich genau aus diesem Grund gekommen. Im ewiggleichen Rhythmus wurden Köpfe hin und her geschwenkt und nach den Songs frenetisch applaudiert. Nach einem deprimierenden Set machte sich Raime wieder auf den Weg nach London und das Publikum trollte nach draussen in den Regen.