Ein verheissungsvoller Anfang

Gerade findet wieder die Aktionswoche Asyl statt, die den Austausch und den Kontakt zwischen der Bevölkerung der Stadt Luzern und Asylsuchenden fördern soll. Dazu finden verschiedenste Veranstaltungen an unterschiedlichen Orten in Luzern statt. Ein Augenschau in Form eines Erfahrungsberichts.

Es war wenig überraschend, morgens kurz nach 10 Uhr im HelloWelcome-Pavillon noch keine Besucher anzutreffen. Dazu noch ein Montag ... da denkt man eben nicht an Asylsuchende oder an Integration. Die beiden Damen, die ich dort treffe, tun dies aber. Aus dem Regen kommend, erwartungsvoll-neugierig, setze ich mich. Espresso? – Gerne. Schnell kommen wir ins Gespräch. Ziel sei es, eine Plattform für Fremde und Einheimische zu bieten, um sich auszutauschen – in einem ersten Schritt. Die Aktionswoche Asyl soll Ängste und Vorurteile abbauen und die Möglichkeit bieten, sich zu verstehen lernen. Wie es die Beschreibung auf dem Programmplan andeutet, sollen daraus weitere Treffen entstehen, Kontakte und Freundschaften. Die Geschäftsleiterin Rita Überschlag erklärt weiter, dass es den Verein zwar schon seit September 2015 gibt, das Konzept jedoch so funktioniert, dass das Programm durch die Beteiligten bestimmt wird, sich somit den Bedürfnissen und Ideen der Mitwirkenden entsprechend entwickelt. Grundsätzlich geht es um Deutschkurse. Es soll aber keine Konkurrenz zu bestehenden Deutschkursen für MigrantInnen entstehen. Vielmehr soll das HelloWelcome diese damit ergänzen, dass hier Aufgaben erledigt werden können, bei denen Freiwillige ihre Hilfe anbieten. Das Sprechen soll gefördert werden. Es gäbe Leute, die alle vier Fälle kennen würden und die kompliziertesten Sätze auswendig könnten, aber im Alltag an der Sprache scheiterten, weil sie sie nicht anzuwenden wüssten. In diesem Rahmen finden zwei Nachmittage in der Woche solche Gruppenstunden statt. Im Verlauf eines Nachmittages kommen zwischen 20 und 40 MigrantInnen vorbei. Andere Nutzungen sind vorgesehen. Es kommen Schulklassen vorbei um sich mit den MigrantInnen auszutauschen. Dabei, so schildert Rita, sei es schon ein Gewinn, den Schülern zu vergegenwärtigen, dass es einen Grund habe, weshalb sie bisher kaum Kontakte zu MigrantInnen hatten: sie sind sich bislang nur auf der Strasse in der Nachbarschaft begegnet – wenn überhaupt. Um die Lücke zwischen Ankunft und Integration ins Arbeitsleben - im gelungenen Falle – aufzufüllen ist momentan scheinbar privates Engagement von grosser Wichtigkeit. Verschiedene Organisationen im Raum Luzern spannen dafür zusammen. Kontakte zur Autonomen Schule Luzern (Teil des Grenzweg Kollektivs) und zum schweizerischen Arbeiterhilfswerk werden gepflegt und genutzt. Trotzdem findet die Aktionswoche Asyl unter der Verwaltung des Kantons Luzern statt. Das HelloWelcome sowie das Grenzweg Kollektiv finanziert sich selbst, ist somit auf Spenden und Freiwilligenarbeit angewiesen. Es ist eine junge Sparte, die sich erst langsam entwickelt. In Zusammenarbeit mit dem Kanton dürfte es noch eine gewisse Zeit dauern, bis solche Arbeit auch entschädigt wird und gezielter und organisierter stattfinden kann. Es tritt ein junger Herr ein, ihm wird ein Platz angeboten. Der Reliogionskunde und Ethik sowie Geschichte unterrichtende Kantilehrer erklärt, es gäbe an der Kantonsschule Alpenquai eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern, die sich für Menschenrechte interessierten. Als deren Lehrer wolle er herausfinden, ob man sich vielleicht hier im HelloWelcome einbringen könne. Natürlich – darüber seien sie froh. Ich gehe einen Tisch weiter in dem noch immer quasi leeren Raum. Der Eritreer Desble, mit dem ich ins Gespräch komme, spottet, er sei nun zwei Jahre hier und davon habe er ein Jahr und acht Monate nur geschlafen. Eine solche permanente Anlaufstelle wie sie das HelloWelcome sein könnte, wäre für ihn wichtig, um mit anderen Leuten in Kontakt zu kommen, mit Schweizern. Er wolle nicht mit Eritreern in seiner Muttersprache Tigrinya sprechen, so lerne er kein Deutsch. Wir verstehen uns, er erklärt mir seine Route, schildert aus seinem früheren Leben im eritreischen Militärdienst. Ich helfe ihm mit Tabak aus, den er sich zurzeit nicht leisten kann. Wir ziehen weiter zum Vögeligärtli in die Zwitscherbar, eine für die Aktionswoche eingerichtete Bar im Eingangsbereich der Lukaskirche. Noch ein Kaffee. Wir entscheiden uns, einen Kebab essen zu gehen. Er, mit offensichtlicher Faszination mein Rennvelo stossend, freut sich darüber, Deutsch zu sprechen; betont immer wieder wie schwer es ihm falle. Nach dem Imbiss gebe ich ihm noch eine Zigarette auf den Weg. Er lädt mich ein, in der nächsten Woche zu ihm zu kommen, er koche für mich und wir sollen ein Bier trinken. Aha – so einfach geht das also, dieser Austausch ... und Überwindung hat das auch keine gekostet. Geduld höchstens, aber die bringt man gerne auf, um einem Menschen mit solch einer Vergangenheit ein Lächeln zu entlocken. Also: hingehen, sich selbst überzeugen, sich selbst einbringen.

Link zu den Veranstaltungen in dieser Woche (Stadt Luzern): http://www.lu.ch/-/media/Kanton/Dokumente/GSD/Projekte_und_Themen/Aktionswoche_Asyl/Lokale_Projekte/Projekte_2015/Flyer_Aktionswoche_Asyl_Stadt_Luzern_2016_WEB_def.pdf?la=de-CH