We don't like drugs...

... verdient wohl den Award für «Worst Songtitle ever». Sonst war bei der luzerner Band Meyer alles Roger. Als Support actete gestern in der Jazzkantine Tizzy alias One Lucky Sperm.

Dies ist ein trauriger Anlass. Der als Servicekraft im Restaurant Bourbaki zu kultiger Berühmtheit gelangte Domi Meyer verlässt seine Band nach mehr als 10 Jahren. Heutnacht sein letztes Konzert mit Meyer also. So wird er in Zukunft bloss noch bei Mutters Lieblingen trommeln. Und ein Lokal eröffnen, das auf den Namen «Café Apéro Meyer» hört. Dessen Einweihung wird selbstverständlich gefeiert. Mit einem kleinen Festival der hiesigen Singer-Songwriter-Kunst. Wenn wir schon dabei sind. Do 26. März bis Sa 28. März. Einschreiben. Vorbeischauen. Als der Support, One Lucky Sperm, mit dem Konzert beginnt ist es zwanzig nach zehn, und der vor zwanzig Minuten noch ziemlich leere Saal ist nun recht gut ausgefüllt mit Menschenmasse. Das Publikum ist während des gesamten Konzerts unruhig. Dies ist ein wenig schade, wirkt sich jedoch höchstens mimimal auf die Qualität der Darbietung aus. Tizzy spielt, das Publikum spricht oft lieber, als zuzuhören. Vielleicht eine Modeerscheiung unserer Epoche. Die Setlist war über grosse Teile identisch mit jener vom Konzert in der Gewerbehalle. (Siehe hier). Der 7-Dollar-Taxi-Song «Red Lips», dessen Text aus einer Kollaboration der beiden Dichter R.D. Brinkmann und J.D. Morrison entsprungen ist, entfaltet in seiner akustischen Version ganz neue Seiten und Qualitäten.

Das Publikumsgerede verstummt spätestens als Meyer dem säben den Opener «Paul» um die Ohren wuchten. Der Sound ist tight. Irgendwas zwischen Punk und Indie ohne das Geheule von Grunge. Meyer halt. Frech wirds dann bei «First we take Manhattan» – kleine Anmerkung: die Setlist durfte der scheidende Drummer Domi erstellen. Diesen Song darf man, das behaupte ich als Cohen-Puritaner jetzt einfach mal, höchstens, allerhöchstens als letzte Zugabe bringen. Denn besser kann man bestimmt nicht mehr, und wenn der Herrgott herrself Lieder schreiben würde, er nähme zuerst Manhattan, dann Berlin. Nixon auch. Der Saal kocht. Meyer meiert weiter. Auf einmal diese Ansage. «Den nächsten Song haben wir für die Drogenberatungsstelle Innerschweiz geschrieben. Er heisst: We don't like drugs.» Bei Marilyn Manson folgt darauf ein «...but the drugs like me.» Die Meyers stehen «straight at the waters of hate.» Drogengeschwängerte, omnipotente Liebe ist doch irgendwie viel schöner als nüchterner Hass. Nicht? Und es scheint mir, dass Farin Urlaub sich für seine neuste Single «NICHTIMGRIFF» ein Lick geklaut hat aus diesem Song. Und was muss ich bei den Strophen von «I shot the sun» hören? Eine weitere Urlaub'sche Gesangsharmonie. Meyer waren zuerst. Das steht fest. Nach der letzten Zugabe «Postman» – die irgendwie ganz gut zur momentanen allgemeinen Raymond-Chandler-Allgegenwart passt - ist's vorbei. Schön war's. Erfreulich hart, teilweise. Und nicht vergessen: wir sehen uns am 26. März, wo Meyer mit dem neuen Drummer an Bord das «Café Apéro Meyer» musikalisch einweihen. So long, readers, so long.