Veträumte Klanglandschaften – The Album Leaf im Südpol

Die Band von Jimmy Lavelle gastierte gestern im gut gefüllten Südpol. Das Konzert war eine kühl durchdachte Show ohne grosse Überraschungen.

Die Vorband The Go Find habe ich leider verpasst. Aus vertrauenswürdigen Quellen wurde mir zugetragen, es sei gut gewesen. Wie auch immer man das interpretieren möchte. Ich hab leider nicht weiter nachgebohrt. Mit luftigen Adjektiven wie schön kann man auch die Musik von The Album Leaf beschreiben. Ihr neustes Album haben sie in Island aufgenommen. An den Studioreglern sass Lavelles Geisteverwandter Birgir Jón Birgisson, Sänger von Sigur Rós. Aus dieser Zusammenarbeit entstand das aktuelle Album «A Chorus of Storytellers».

Um ca. 21.45 drückte Jimmy Lavelle auf den Playknopf und die Show konnte beginnen. Auf der Videoleinwand lief im Zeitraffer ein Rorschachtest für Fortgeschrittene. Der Sound von The Album Leaf  klingt ätherisch, atmosphärisch und elegisch. Augen schliessen und das Kopfkino konnte starten, der amerikanische Arthouse-Schinken hatte begonnen. Schon früh kristallisieren sich Qualitätsunterschiede der Songs im vergleich zu den Tracks heraus. Die Tracks plätschern meist im ewig gleichen Tempo, Lavelle spielt am Rhodes-Piano verträumte Melodien, und ab der Hälfte kommt dann noch die «melancholische» Geige hinzu. Anders die Songs, die erhalten durch den Gesang, oftmals auch mehrstimmig, einen Spannungsbogen und eine dankbare Abwechslung zur ewig gleichen Stimmung. Visuals sind ja immer ein etwas polarisierendes Thema. Wie ernst soll man sie nehmen? Ich denke The Album Leaf nahm sie sehr ernst, sie waren fixer Bestandteil des Konzerterlebnisses und liefen synchron zur Musik. Im Song «There Is a Wind» sah man Flugzeuge, Flughäfen und Eisenbahnen. Was soll das suggerieren? Freiheit? Genau. Und was passiert am Schluss des Songs? Dann sieht man das Weltall. Das Konzert war alles in allem schlüssig und kraftvoll vorgetragen, aber steril und kühl kalkuliert. Das «Wie ab CD»-Gefühl war omnipräsent. Manchmal ist es wohl besser, das Schöne nicht perfekt auszustaffieren. [youtube]http://www.youtube.com/watch?v=1jYr2fDgn64&feature=related[/youtube]