Unferti, aber wortlos glücklich – Ohne Rolf im Kleintheater Luzern

Dienstag, 24. April, 20 Uhr: Und wieder hat sich das Blatt gewendet. Ob zum Guten oder Schlechten, das steht auf den nächsten 999 Plakaten geschrieben. Ohne Rolf, ohne Worte, aber mit ihrem dritten Stück «Unferti», das gestern Premiere feierte.

(Von Simon Meienberg)

Würden Ohne Rolf für das Stadtpräsidium in Luzern kandidieren, wäre ihre Wahl ins Amt sicher. Denn das Künstlerduo überzeugt sowohl mit Worten als auch mit ihrem Konzept. Jonas Anderhub und Christof Wolfisberg haben eine Kommunikationsform gefunden, die über den Blattrand hinaus geht und viel Weissraum für Experimente offen lässt. Eine Methode, die schon in den Produktionen «Blattrand» und «Schreibhals» für Aufsehen sorgte. Die Künstler sprechen Klartext, ohne ein Wort zu sagen. Schwarz auf weiss hängen Anderhub und Wolfisberg ihre Botschaften dem Publikum vor. Seite um Seite und Wort für Wort entwickelt sich ein Dialog. Mit Geräuschaufnahmen und einer Mimik, auf die sogar Charlie Chaplin neidisch gewesen wäre. Das Stück «Unferti» handelt von zwei Blattländern, die ihr Dasein plötzlich infrage stellen. Vom Selbsterhaltungstrieb gesteuert, lehnen sie sich gegen ihren Autor auf und schreiben das Ende der Geschichte nach ihrem Gusto um. Ganze zwei Stunden erlebt man wie zwei Minuten. Dabei schöpfen Ohne Rolf das Medium Papier voll aus. Sie fangen die Gedanken der Zuschauer ein, texten sich zu und buchstabieren sich gegenseitig in den Boden. Sie jonglieren mit Worten, ohne sich in Floskeln zu verlieren oder den Clown spielen zu müssen. Ein Balanceakt, auch für Sprachakrobaten. Und trotzdem plakatiert das Duo mit einer Wortgewandtheit, für die viele Luzerner ihre Stimme geben würden. Denn wenn Ohne Rolf auf der Bühne zum Wort-Ping-Pong ansetzen, nehmen sie kein Blatt vor den Mund. Und gestern im Kleintheater blätterte sich das Duo abermals in die Herzen der Zuschauer. Am Ende ist das Publikum sprachlos, aber wortlos glücklich.

Bis 6. Mai, Kleintheater Luzern – anschliessend auf Tour in der Schweiz und in Deutschland  (Termine hier) Unferti: Jonas Anderhub & Christof Wolfisberg (Idee & Spiel), Dominique Müller (Regie & Dramaturgie)