Überbrückungsprobleme u.a.

Zürcherisches war da, dazu Zugerisches. Und wenig Publikum. Es galt am Samstag, die Trägheit zu überwinden, der Kälte zu trotzen – und die Schüür überhaupt zu finden.

Mindestens drei Herausforderungen schienen sich angesichts der Schüür-Veranstaltung zu stellen:

Eins ob der eisigen Kälte: Es galt, sich einzumummeln. Wobei wir seit Robert Walser wissen, wie dumm es ist, sich einzumummeln. Allerdings nur, wenn man Habsburger in Sempach Anno 1386 war. Aber auch kurz vor 2009 und hier: (R)ausgehen war eher nicht unbedingt angesagt, eine gesunde Portion Neugier auf Musik schien wenig vorhanden. Um 22 Uhr stehen einsam fünf Velos da, unseres inbegriffen.

Apropos Velo, zweite Herausforderung: die Schüür finden bzw. wissen, wie man neuerdings da hinkommt. Weil die eine Brückenhälfte seit dem 21. Dezember ja schön neu ist, haben sie die Schüür-seitige andere Hälfte, die erst in einem Jahr neu sein wird, verbarrikadiert. Fahrenderweise kann man nun illegal das Trottoir zum Veloweg umfunktionieren oder dann einen rechten Umweg nehmen.

Raptor Kid

Apropos nehmen: Dritte – vermutete – Herausforderung: Den Weg überhaupt auf sich nehmen wollen/können angesichts der von der Feiertagsmästerei hervorgerufenen Trägheit. So wurde die Schüür dank bescheiden-dürftigem Publikumsaufkommen weniger als bis zur Hälfte gefüllt, oder anders ausgedrückt: Sie war mehr als halb leer. Wo doch drei Bands (plus Vorband) zugange gewesen wären.

Fussballerische Vorbemerkung. Als wir auf der Allmend noch im Gästesektor verweilen konnten, war beste Gelegenheit, das jeweilige Fangesangwesen hautnah zu studieren. Im Fall von Winterthur etwa wird es für die Ausführenden zum heiklen Ding, wenn zu tief angestammt, gar äussert gar nicht effektiv: «Win-ti», gesungen auf zwei halben Noten im Oktavschritt abwärts.

Schlachtgesänge gabs in der Schüür keine, dafür, von den Zürchern/Winterthurern wie den Zugerinnen, viele Achtelnoten, viel Gitarrengesäge, mit der Ausnahme von Delilahs, die im Zugabenteil zu zweit ein kleines «unplugged»-Intermezzo boten.

Aus Winterthur: Raptor Kit kam zu fünft und zuerst. Am Bass spielt eine Frau. Und der Tonträger ist Luzernischem geschuldet, haben sie ihre Debüt-EP doch im Littauischen droben bei Chevalac Recordings eingespielt.

Sie sind im Trio als Frauenband nur noch zu zweit: Delilahs, Hoffnungsträgerinnen für auch auswärts, d. h. international reüssierende CH-Musik. Nicht unsympathisch machen die beiden Frauen plus Schlagzeuger ihre Sache gut, etwas ruppig zwar und eben eher laut sägend. Dafür energetisch beachtlich und im Gesamtklang dicht und kompakt.

Telaphones

Es ist exakt null Uhr null sechs, als die Telaphones Ton angeben; wie Raptor Kit sind ebenfalls zu fünft, aus dem zürcherischen Herrliberg. Das sind die, die, so stehts geschrieben, vor zwei Jahren 50 Millionen von Chinesen medial erreichten, als sie in einem «Wetten, dass...?»-Pendant über die asiatischen Bildschirme flimmerten. Eine leicht Retro-angehauchte Musik, flott vorantreibender Britpop mit zwei Gitarren und etwas Örgeli wird geboten, was man anderswo auch schon hören konnte. Doch, doch: nicht unübel, dieser Sound mit Indie-Attitüde.

Danach war noch Disco.

Und wo waren sie denn alle, die nicht Gekommenen? Viele im UG.