Tanz 13: La belle au bois dormant

Luzerner Theater, 27.09.2013: Der belgische Choreograph Stijn Celis erschafft mit «Tanz 13 Dornröschen» eine moderne Bewegungssprache. Dem Zuschauer eröffnet sich eine geheimnisvolle Welt des Märchens, wo sich expressiver Tanz mit Musik von Pjotr Iljitsch Tschaikowski verbindet.

(Bilder PD/Ida Zenna)

Seit der Uhraufführung in St. Petersburg im Januar 1890 ist das Ballett «Dornröschen» eines der beliebtesten Ballette des Repertoires. Zahlreich international aufgeführt, wagte sich bis jetzt noch kein Schweizer Choreograph an den altbekannten Märchenstoff. Nun kreiert Stijn Celis mit dem Tanzensemble des Luzerner Theaters und dem Luzerner Sinfonieorchester eine gelungene Schweizer Erstaufführung. Als Vorlage für «Dornröschen» dient das Märchen von Charles Perrault, inszeniert auf ungezwungen moderne Weise. Den Tanz gestaltet Stijn Celis als schöpferische Handlung und  zeitgenössische Performance. Im ersten Akt trifft das Prinzenpaar aufeinander. Sie berühren sich zärtlich, trennen sich und lassen ihre Körper schliesslich zu einem Ganzen verschmelzen, bis der Fluch der bösen Fee Carabosse die noch junge Liebe überschattet. Es folgt ein Kampf von Gut und Böse, ein Spiel mit dem Gegenüber, das auf der Bühne als Ganzes zum Tragen kommt. Drehend und mit kleinen Sprüngen erliegen die Körper schliesslich dem Tanz und fallen in ihren 100-jährigen Schlaf. Das Bühnenbild wechselt nun von kubischen Formen zu einer undurchdringbaren Rosenhecke, dargestellt durch einen transparenten Vorhang. Eine grosse Bandbreite zeigen die surrealen Kostüme, die das Bild der Bühne passend unterstreichen.

Wie für das russische Ballett typisch, läuft auch hier im zweiten Akt ein Divertissement auf das Ende des Stückes aus. Das Hochzeitsvolk schreitet auf der Bühne in Zeitlupe jubelnd vorwärts, während Carabosse in der Ecke kauernd leidet, weil sich ihr Fluch nicht erfüllt hat. Stijn Celis gibt dem Märchen aber auch so manch andere Wendung. So werden kurzerhand verwandte Märchenfiguren von Charles Perraults in den Tanz miteinbezogen, die die Beziehung des Prinzenpaars vorerst noch stören. Die Wiederaufnahme des Stücks weist psychologische Tiefe auf. So kann der Kuss mit der Erweckung der Libido und der Entfaltung der Weiblichkeit gleichgesetzt werden. Das gesamte Stück wird vom Warten durchzogen, dass auf ein Finden der eigenen Harmonie hindeutet. Physisch kraftvoll und mit einer breiten Palette an Emotionen zeigt sich der Tanz 13 des Luzerner Theaters. So fungiert das zeitgenössische Ballet Dornröschen als künstlerisches Ventil, dass das Publikum am Tanz und der Virtuosität der Darsteller teilhaben lässt.

Tanz 13: Dornröschen wird noch  bis am 20.02.2014 im Luzerner Theater aufgeführt.