Täubchen, das entflattert ist, stille mein Verlangen...

Mit diesen Worten, gesungen vom fröhlich-frivolen Gesangslehrer Alfred (Jason Kim), beginnt Johann Strauss` komische Operette «Die Fledermaus», die gestern Abend am Luzerner Theater ihre Premiere feierte. Die Inszenierung von Dominique Mentha liess aktuelle Bezüge vermissen - Okay, da war der Joke mit dem Salle Modulable, aber .... ? - und brachte auch sonst nicht viel neues zu Tage. Andererseits: Braucht das eine Strauss-Operette überhaupt? Nein.

Es war schön und es war unterhaltsam. Klamauk auf hohem Niveau mit unverwechselbarer Straussmusik um zu schwelgen, zu vergehen. Aber auch ein wenig lang. Fussballspiele dauern meistens zwei mal fünfundvierzig Minuten und das hat seinen guten Grund. Auch vom besten Essen, ist man irgendwann mal satt. Die Fledermaus dauerte Zweidreiviertelstunden. Vor allem nach der Pause dümpelte das Stück ein wenig ziel-, plan- und pointenlos vor sich hin. Dies lag weder an den Schauspielern, noch an den Musikern, die alle ihr Bestes gaben, das sehr gut war. Herausgestochen ist dabei KS Josef Forstner, der in seiner Rolle als betrunkener Gefängniswärter Frosch einen grossen Teil des dritten Aktes beinahe alleine schmiss. Und dies in breitem österreichisch. Fantastisch!

«Die Fledermaus» spielt mit der Divergenz zwischen Sein und dem Schein der Protagonisten. Für die Schauspieler eine doppelte Herausforderung, da sie die Figuren des Stücks spielen müssen, die Theater spielen. Der Spieler spielt den Spieler des Spielers. Der Plot ist schnell erzählt. Beziehungszwist, viel Getöse um wenig, dünn wie ein Kafi Träsch. Das Übliche also. Graf Gabriel von Eisenstein muss eine Haftstrafe absitzen, geht sich jedoch in der Nacht davor, als seine Gemahlin ihn bereits im Gefängnis glaubt, mit seinem Jugendfreund, Dr. Falke, bei einem gewissen Prinzen Orlofski amüsieren. Seine Frau holt, kaum ist der Graf aus dem  Haus, ihren alten Liebhaber, Alfred, zu sich, der im Verlauf des Schäferstündchens als Eisenstein verhaftet wird. Die Zofe schleicht sich mit der Ausrede, ihre kranke Tante pflegen zu müssen, auf die Party, zu der sie angeblich ihre Schwester eingeladen hat. Wie vorhersehbar tauchen selbstverständlich alle, die sich in Netze aus Lügen und Verstrickungen eingewebt haben, auf der Fiesta auf. Natürlich sind sie überrascht, erschrocken und überspielen ihre Schwindeleien, was  zum einen oder anderen Lacher führt. Am nächsten Morgen folgt die Ernüchterung. Inszeniert hat den Reigen Dr. Falke, der einst von Eisenstein blamiert wurde, als dieser ihn nach einem Maskenball stockbesoffen in seinem Fledermauskostüm unter einem Baum mitten in der Stadt zurückliess und ihn so am nächsten Tag dem Spott der Marktfrauen und Strassenjungen aussetzte. Das Orchester war für einmal nicht im Graben, sondern auf dem hinteren Teil der Bühne platziert, was schön anzuschauen war. Die Stimmen vermochten zu gefallen, die eingeschobenen Tanzelemente auch, obschon ich mich - auch in Hinsicht auf die Dauer der Operette - zuweilen fragte, ob man sie nicht getrost hätte weglassen können...