Staubige Strassen

Der bayrische Journalist und Schriftsteller Franz Dobler las gestern in der Loge aus seiner Übersetzung von Ry Cooders Kurzgeschichtenband «Los Angeles Stories». Eine Reise in die Zeit der Plattenspieler und grünen Sharkskin Suits.

Ry Cooder, der grosse alte Herr des ... Ja, was denn alles? Blues, Americana, Country... Produzierte den Buena Vista Social Club. Spielte Gitarre mit Captain Beefheart und den Stones, aber auch mit Randy Newman. Kurz: Ry Cooder war und ist einer der produktivsten Männer, die sich je mit sechs Saiten beschäftigt haben. 2011 – und nachdem ihm Bob Dylan gesagt habe, er müsse sich besser vermarkten - erschien im legendären kalifornischen City Lights Verlag sein erstes Buch: «Los Angeles Stories», eine Sammlung von Kurzgeschichten. Die deutsche Übersetzung «In den Strassen von Los Angeles» stammt von Franz Dobler, einem bekennenden Cooder-Fan. Ein einfacher Job wird es nicht gewesen sein. Es sind staubige Strassen, von denen Cooder schreibt. Seine Geschichten sind angesiedelt in den vierzigern und fünfzigern Jahren, temporeich, voller Slang, Musik und der Präsenz real existierender Figuren. Einen denkwürdigen Auftritt hat etwa John Lee Hooker, der sich für 500 Dollar ein Mädchen kaufen möchte. Doblers gelingt es in seiner Übersetzung, den Schwung Deutsche zu transportieren und die Atmosphäre des alten L.A. durchschimmern zu lassen. Besonders hoch ist ihm anzurechnen, dass er es schafft, die Gespräche nicht altbacken wirken zu lassen. Er findet auch für die Sätze eines schwarzen RnB Musikers aus den Fünfzigern eine authentische Sprache. Einen kurzen Einblick in sein eigenes Schreiben gab Dobler mit der Kurzgeschichte «Konzert», die vom Setting her wunderbar zu den Themen Cooders passte. Sie endete mit dem letzten Konzert eines alten Bluessängers. Dobler zeigte sich als nuancierter Schreiber, mit einem Faible für das Biblische und für ungewöhnliche Vergleiche. Und wie Cooder legt auch er wert auf Authentizität: Weisse Blueser mit Hardrock-Café T-Shirts? Nein danke. Es scheint, als hätte Ry Cooder in Franz Dobler einmal mehr einen kongenialen Partner gefunden.