Sonntägliches Gedonnere und Gebolle

Ja fürwahr, was war das für ein Gezünde, Gedonnere und Gebolle am Tag des Luzerner Stadtfestes. Selbst vom Krienser Südpol aus hat man ihn, wenigstens partiell-fragmentarisch, miterleben können in nördlicher Richtung, den Feuerzauber, wie er von dort aus über Robert Zünds Eichenwald sichtbar wurde.

Doch halt! Wir schreiben hier ja nicht übers Feuerwerk vorne am See. Die Worte gelten für das, was am gestrigen Samstag (der eigentlich ein Sonntag war, siehe weiter unten) im Südpol-Club sich zum Kulturhaussaisonabschluss laut vernehmlich ereignete. Von Zürich her waren My Heart Belongs To Cecilia Winter ins Sommer-Kriens gekommen. Das ist jene Band, die jüngst mit Album («Our Love Will Cut Through Everything») debütierte und allenthalben, an der Grenze zum Hype, mit Wohlwollen aufgenommen wurde. Namentlich: Tom Luz (Gesang, Gitarre, Tasten), Betty Fischer (Bass, Gesang), Kusi Gerber (Drums). Durchdringend mag nicht nur die Kraft der Liebe im Albumtitel sein, schneidend-durchdringend war, wenigstens im Südpol, auch die Lautstärke. Allerdings: Es war ein Konzert, man bei ganz angenehmer Lautstärke geniessen konnte – aber natürlich nur dann, wenn man draussen vor der Tür stand (was nicht wenige taten). Draussen stand oder sass man schon früh genug vorher, weil aus dem annoncierten Konzertbeginn «22:00» freilich nichts wurde. Hier galt: So richtig weltstadtmässig mit Konzertgeschehen bereits im neuen Tag (die Stunde nach Mitternacht). Also dann: Mit Verve legten sie die drei tüchtig ins Zeug, dank Funk von bewegungshemmender Instrumentenverkabelung befreit. Mit Flair fürs Melodische im Krachigen zeigten sich My Heart Belongs To Cecilia Winter als aktuell nicht unspannender Musik-Act. Aber eben, der Einwand: Dem Songmaterial und seiner Interpretation hat die Überlautstärke nicht gerade den besten Dienst erwiesen. Und dann der Album-Live-Vergleich: Wenn nicht gerade opulent-mastig, so ist die eigentliche Trio-Instrumentierung auf Tonträger mit ein paar schönen Klangerweiterung ausgestattet. Davon ist dann im Konzert nichts zu hören. Gitarre, Bass, Schlagzeug mussten in der Regel genügen. Dann noch die Stimmen: Sängerisch zwar durchaus reizvoll, wenn im Zweierchörli intoniert wird. Aber live drückte es auch oft durch, das scheinbar jüngst etwas notorisch gewordene Jaul-Timbre (höre auch These New Puritans u.a.). Und es ist live deutlich kruder und rauer, auch härter. Und was die Güte des Gebotenen betrifft, wird hier leider auch ein Verlust deutlich spürbar. Es ist nicht mehr ganz die Musik, die man von der Platte her erwarten würde. Zum Optischen: Es hätte auch eine Glamrock-Band spielen können, wenn da mit etwas trashiger Glitzerschminke samt Boafummel oder (in ihrem Fall) im schulterfreien Rüschenkleid aufgespielt wird.

Am 15. August spielen My Heart Belongs To Cecilia Winter zusammen mit The Delilahs in der Schüür. Da hat es dann mehr Platz und Raum, worin sich die lauten Töne unter Umständen etwas mehr vertun können und nicht mehr unbedingt in den Ohren wehtun. Ganz Saisonschluss ist im Südpol doch noch nicht: Am Samstag, 3. 7., richtet maestromusic.ch ab 18:00 noch die Maestro Summer Party aus, inkl. Gegrille und Salaterei, Andra Borlo, DJ Shittles, DJs Zazou & Rebel sowie auch Halbfinal-Übertragung.