Schlicht bemerkenswert: Zola Jesus im Südpol

Auf der Tournee durch Europa beehrte Zola Jesus die Leuchtenstadt. Eine zahlreiche Zuhörerschaft zeigte sich begeistert.

(Von Nick Furrer / Bilder: Olivia Sturny)

Auf das russisch-amerikanische Ausnahmetalent Zola Jesus werden Gegensätze projiziert. Wer auf die Pechmarie setzte, wurde gestern grösstenteils enttäuscht. Nika Roza Danilova zeigte sich ganz in Weiss (und barfuss). Das Abschwächen der erwarteten düsteren Seite übertrug sich dann auch aufs Ohr: mehr Synthiepop und weniger Darkwave, als es die Vorgeschichte von Zola Jesus vermuten liesse. Operngesang brachte sie sich in Kindesjahren selber bei, wenig später folgten die ersten Aufnahmen. Alles passierte im Alleingang, motiviert von Emotionen, die weh tun. In der Kälte liegt die Wärme, wie sie selber sagt. Dass sie im Südpol mehr Schneekönigin als düsterer Gegenentwurf zu den glitzernden Diven war, mag an der Entwicklung vom ersten zum zweiten Album liegen. Hinter der wortkargen, aber freundlichen Zola stand eine dreiköpfige Band: mit rudimentärem Schlagzeug, einer elektronischen Violine und zwei, drei Synthies versuchte sie, an die Klangweiten der Tonträger zu kommen. Es gab Menschen, die mit geschlossenen Augen jene Momente genossen, als sich die Intensität des Albums auf der Bühne entlud. Trotz der ungeschmückten Aufmachung der Songs, erhielt Zola Jesus’ Stimme live nicht den Platz, den sie verdienen würde. Zolas Bühnenqualitäten trugen dennoch die Show auf eine selbstbewusste Weise. Mit ihren Tänzen (eine Mischung aus Rumpelstilzchen und übereifriger Chorleiterin) zog sie noch mehr Aufmerksamkeit auf sich. Ein kurzes Tagträumen genügte und es entging einem, dass die Hauptattraktion im Publikum untertauchte – was mit ihren zierlichen hundertfünfzig Zentimetern Körpergrösse hervorragend funktionierte. Was die 23-Jährige bietet, ist schlicht bemerkenswert. Leider konnte Zola Jesus nicht ganz halten, was das grossartige Debüt seinerzeit versprach. Der aussergewöhnliche Tiefgang war die Ausnahme. Das Konzert verging wie im Flug und letztlich waren es die noch besseren Alben, die die gute Show etwas herabsetzten. Beide Daumen hoch! Wer die CDs noch nicht hat, sollte sie sich besorgen, oder noch besser: kaufen.