Plakative Kunst

Die Kunsthalle Luzern widmet Paul Brühwiler eine Ausstellung, die seine Entwicklung vom Grafiker zum Künstler und damit von der Zweckorientierung hin zur Freiheit zeigt.

Bilder: zVg

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«Weil Kunst stets Mitteilungen enthält, unterscheidet sie sich gar nicht so sehr vom Plakat», ist Paul Brühwiler überzeugt. Und doch hat der gelernte Grafiker seine ursprüngliche Tätigkeit als Plakatgestalter lange hinter sich gelassen und widmet sich seit den Achtzigerjahren der freien Kunst. Unter dem Titel «geSchichten» werden nun in der Kunsthalle Luzern Skizzen, Zeichnungen und Bilder des Künstlers aus den letzten 40 Jahren gezeigt. Zu sehen ist jedoch nur ein Bruchteil aus dem Fundus des mittlerweile 81-Jährigen.

Paul Brühwiler – Atelierbesuch, Auslegeordnung Zeichnungen, Bleistift auf Papier, 1979-1999.
Paul Brühwiler – Atelierbesuch, Auslegeordnung Zeichnungen, Bleistift auf Papier, 1979-1999.

Die ausgestellten Skizzen entstanden vor allem während seiner Zeit als Lehrer an der Kunstgewerbeschule Luzern, wo er visuelle Kommunikation unterrichtete. So dürften sich einige seiner ehemaligen Studierenden auf den Skizzen wiedererkennen. Die Zeit war prägend für Brühwilers Entwicklung zum freien Künstler: «Ich nahm meine Aufgabe als Kunstlehrer sehr ernst und wollte meine Tätigkeit authentisch vermitteln können. Dazu musste ich mich zunächst selbst als Gestalter und Künstler verstehen.» Ausserdem ging es bei der Plakatgestaltung eher um das Abbild der Ideen anderer. Brühwiler wollte irgendwann seine eigenen Eindrücke zeigen: «Ich kam mit der Grafik ans Limit.»

Verschiedene Türen in die Kunst

In der Ausstellung werden neben den Skizzen auch Malereien gezeigt. Die Farbkombinationen tanzen aus der Reihe: Rot, Blau und Orange zusammen stechen beim Betrachten fast schon wortwörtlich ins Auge. Typisch menschliche Sehnsüchte nach bestimmten Schemas und Ordnungen sollen damit gestört werden, so Brühwiler. Doch auch Wort und Sprache dienen dem Künstler als Werkzeug: «Ich musste zunächst mit Wort und Schrift anfangen, um meinen Weg in die Kunst zu finden.» Als KommunikationsmittelöffneSpracheTürenund könne auch Heimatgefühle auslösen. So sind viele Malereien mit Worten und Texten überzogen: Auszüge aus Büchern und Zeitungsinseraten sowie eigene Gedanken ziehen sich über die Werke.

Rückkehr zum Geburtsort

Mit dem Löwenplatz verbindet Brühwiler mehr als nur den Ausstellungsort. Der Künstler ist im Gebäude gegenüber dem Bourbaki aufgewachsen. Ein Grund mehr, seine Kunst im diesjährigen Programm der Kunsthalle auszustellen: «Wir wollen in dieser Saison vermehrt lokale Kunstschaffende zeigen», sagt Kurator Michael Sutter. Deshalb habe das gut gepasst, als Brühwiler im Bourbaki erschien, um Ausstellungsmöglichkeiten auszuloten. Im Gegensatz zur letzten Ausstellung «The dark side of the lion» werden die Werke Brühwilers stilistisch im klassischeren Rahmen gezeigt: auf tiefen Tischen liegend und an den Wänden hängend.

«Wir sind gross und stark und laut und fühlen uns gut.»

Schriftzug auf einem Plakat

Leben am Zeitgeist Der Titel «geSchichten» wurde vom Künstler selbst gewählt. Er passt einerseits zu seiner Maltechnik, andererseits zu seinem tatenreichen Leben: «Ich habe immer nach neuen Herausforderungen gesucht.» So verliess Brühwiler mit 21 Jahren die ruhige Innerschweiz. Es zog ihn von Paris über Los Angeles ins brennende Zürich der Achtzigerjahre. Mal im eigenen Designstudio, mal als Freelancer oder als Lehrer: Brühwiler liess seine berufliche Tätigkeit verschiedenste Formen annehmen.

Die Reise mit dem Zeitgeist erscheint als einzige Konstante in seinem Leben. «Wir sind gross und stark und laut und fühlen uns gut», steht auf einem der ausgestellten Bilder. Der Text lässt eher ein Werk Jugendlicher vermuten als das Schaffen eines alten Mannes. «geSchichten» – eine Ausstellung, die zu überraschen weiss.

Paul Brühwiler – geSchichten
MI 3. März bis SO 4. April
Kunsthalle Luzern