Mögliches, Unmögliches & anderes

Barfood Poetry lud zum öffentlichen Autoren-Klassentreffen von Urs Engelers Roughbooks. Wer nicht vorbeikam, ist selber schuld.

Südpol, Donnerstag, 12.09.2013. Roughbooks sind kleine feine Lesebändchen, die trotz, respektive genau ihrer Schlichtheit wegen, sehr ansprechend wirken. Machart, Gestaltung und Typografie sollen nicht vom Inhalt ablenken, sondern den Leser auf direktem Weg eben dorthin führen – konsequenterweise wird sogar auf ein Inhaltsverzeichnis verzichtet. Ebenso auf eine ISBN-Nummer und anderweitigen Firlefanz. Roughbooks fokussieren (fast) ausschließlich den Inhalt. Urs Engeler vertreibt im gleichnamigen Verlag die momentan 28 Roughbooks nach einem neuen, erfolgsversprechenden Konzept: Die Titel sind vornehmlich über die Verlagshomepage zu beziehen. Sie werden losgelöst von den Mechaniken des Literaturbetriebs verkauft. Die Vorteile liegen auf den Händen von Autor, Leser und Verlag. Eine Bühne. Ein Tisch. Fünf Stühle. Eine Ständerlampe. Eine Flasche Rotwein. Weingläser. Ein Glas Whiskey mit Eis, vermutlich Jim Beam. Eine Packung Marlboro Rot, Box. Mikrofone. Urs Engeler stellte die vier anwesenden Autoren vor. Es waren dies: Dagmara Kraus, Lyrikerin und Übersetzerin Michael Stauffer, Dichterstauffer Bruno Steiger, Schriftsteller, Essayist und Kritiker Christian Filips, Lyriker, Dramaturg und Performer Alternierend lasen die Autoren nun aus ihren Werken. Spannend und eindrücklich war der Einblick in das Schaffen der in doch unterschiedlichen Genres arbeitenden Künstler. Von Poesie, Improvisation, möglichem Unmöglichen, Experimentellem bis hin zu echter, wohlgemeinter Lebenshilfe reichte der Bogen. Aber auch sehr viel Lehrreiches aus der Tierwelt (Ameisen, Hühner) verwöhnte die Ohren und den Geist – ernst wie witzig. Urs Engeler hat Auszüge aus einem kommenden Werk von Ulf Stolterfoht vorgetragen und zeitgleich Korrektur gelesen (!). Als Zugabe las Christian Filips neuen Stoff und Urs Engeler verteilte Roughbooks. Das Ganze fand in sehr angenehmer, fast familiärer Atmosphäre, statt. Ab der Mitte des Programms konnte, dank der guten Akustik im Südpol-Foyer, gar auf die Mikrofone verzichtet werden. Es war ein wunderbarer Abend. Mit einer «letzten Notiz» entsandte uns Bruno Steiger auf den Heimweg oder an die Bar: «Reisen ohne Reserveperücke sind Reisen ins Nichts».