Mathi? – Mathi!

In ihrer neusten Kreation «Die Mannigfalte. Ein algebraisches Varieté» machen sich die bernisch-baslerischen Matterhorn Produktionen («Fondue-Oper») auf, dem Phänomen Mathematik theatralisch auf die Spur zu kommen. Kopfig? Nicht unbedingt. Gastiert wird im Kleintheater.

(Bilder: Alexander Jaquemet)

Es ist ganz einfach und immer so: E – K + F = 2. Will heissen: Ein Polyeder, vom Würfel bis zum Tetraeder etwa, eingeschrieben in eine Kugel (wie das Anschauungsbeispiel Fussball), dessen Anzahl Ecken (E) minus die Anzahl der Kanten (K) plus die Anzahl der Seitenflächen (F) ergibt wundersamerweise stets 2. Ein Würfel also hat 8 Ecken, 12 Kanten und 6 Seitenflächen: 8 – 12 + 6 = 2. So die sogenannte «Eulercharakteristik», die im Stück veranschaulicht wird. Aha. Ganz am Anfang schreibt einer mit Schnürlischrift auf eine der fünf hängenden Schiefertafeln den Satz: «Was ist Mathematik?». Man hört ab Band die Stimmen von Mathematikern mit träfen Ausführungen zu ihrer wissenschaftlichen Kunst, fast schon Bonmots. Raffiniert und reizvoll: Ein Mathematiker doziert vor einer vollgeschriebenen Wandtafel in einer auf eine der Wandtafeln projizierten Videoeinspielung, es wird interaktiv, indem er eine Frage von der Bühne aufnimmt, während andere wiederum auf der realen Tafel mit Kreide ins Video gleichsam hineinschreiben und -zeichnen. Schulerinnerungen kommen zu Sprache, wie das jeweils damals war mit der Mathi, im Nachhilfeunterricht, in der Waldorf-Schule (wie die Steinerschulen in Deutschland heissen). Gibt es mehr Bäume als Grashalme? Ist vorstellbar, dass es verschiedene Unendlichkeiten gibt? Oder mehr ganze Zahlen als Kommastellen? Was bedeutet das alles für die Welt? Verändert sich etwas durch Mathematik? Was nützts wem? Kümmert sich die Mathematik darum, was sie, die Mathematik, bedeutet?

Mathematik als Theater: Da kann zu Zahlen choreografiert werden, also getanzt, wie aber auch gesungen. Mathematik kann sehr wohl auch ihr poetisches Potenzial offenbaren. Oder ihr theatrales. Wohin «Die Mannigfalte» am Ende allerdings und eigentlich führen wollte, hat sich uns mathematisch Unbedarften eher nicht erschliessen wollen.  

«Die Mannigfalte. Ein algebraisches Varieté» Regie/Raum: Ursina Greuel, mit: Lou Bihler, Franziska von Fischer, Newa Grawit, Simone Keller, Krishan Krone, Oliver Meier Weitere Aufführungen im Kleintheater Luzern: Fr/Sa, 20./21.1., 20.00