Lustig und aber auch frech

Kleintheater Luzern, Mittwoch, 11.11.2015: Michael Elsener aus Zug stellt in Luzern sein neues Programm «Mediengeil» vor. Das ist toll gemacht bei grösstmöglicher Pointendichte und einem beachtlichen Ablachfaktor. Nach wie vor erweist er sich als begnadeter Parodist.

(Bilder: PD/Philippe Hubler, Bruno Rubatscher)

ME_philippehubler_4

Ist er lustig? Und aber auch frech? Handelt es sich in seinem Fall nun um Comedy oder Kabarett? Antwort: Ja. Michael Elsener, studierter Politologe und Medienwissenschaftler, seit September 30, zeigt in «Mediengeil», was er alles drauf hat. In schön konzentrierter und rasanter Form, abendfüllend, alles in allem ganze zwei Stunden lang tut er es mit Bravour. Den Programmtitel hat er gewählt, weil er ein junges Publikumslokal ins Theater locken soll. Aber nicht nur. Elsener löst «Mediengeil» auch ein, wenn er eben all die Medienkonsum-Auswüchse auf die Schippe nimmt. Gleich ganz zu Beginn mit einer herrlichen Wischiwaschi-Einheitsbrei-Radioparodie, wo es nicht mehr draufankommt, ob da öffentlich oder privat gesendet wird. Und er macht, sonst stets ein Graus und eigentliches No-Go: Publikums-Interaktion. Bei ihm geschieht es unpeinlich. Selber schuld, wenn man in der ersten Reihe hockt. Elsener entblösst dabei nie, er kann sich die Namen merken und spät, wenn man es nicht mehr erwartet, in eine Pointe einbauen. «Medien», das heisst Print, Online, aber auch Smartphone. Bekannte Figuren tauchen wieder auf im neuen Programm. Da wäre der verklemmt-sensible «Songer-Singwriter» Röbi, der sich auf dem Omnichord begleitet und heimliche Hits (jedenfalls: Ohrwürmer) vorträgt. Dann natürlich Balkan-Secondo Bostic Besic, der Schweizer geworden ist, einen Pass hat und liebend gern ins Militär will, weil man da so schön hängen kann. Aus dem Panzerfahren wird aber nichts. Dafür hat Bostic einen fetzigen Song im Repertoire, den gibt’s als Video auch schon ein paar Monate auf Youtube: «Lo din Jugo us dir use». Da hat es zum Beispiel eine 1.-August-Rede von Bundesrat Schneider-Ammann, die auch als Gutnachtgeschichte durchginge, so einschläfernd ist der bestens getroffene Ausdruck des Magistraten-Langweilers. Bei der neuen SRF-Show «Die grössten Schweizer Probleme» gibt’s einen eindeutigen Sieger, weil er wieder einen birnenweichen Song parat hat. Mit anderen Worten: Das grösste Schweizer Problem heisst Toni Brunner, der Jean Ziegler und Bastien Girod locker abhängte. Vorher kommt noch ein Freikirchen-Priester, dessen begleitender Playback-Gospelchor lauthals kund tut, dass er diesen Scheiss nicht mehr mitmacht. Nach der Pause ein aufschlussreicher Beitrag zur Schweizer Medienkonzentration am Beispiel Ringier. Der Laufentaler Rony berichtet von seinen Abenteuerferien in Libyen. Im Altersheim ist die Hölle los. Einer ist beim Stagediven gestorben, sturzbekifft bei der turbulenten Ü-80-Party.

ME_mediengeil_bruno_rubatscher

Dann kommen sie, die Parade-Parodien im schnellen Wechsel des Wandelbaren, Elsener kann sie alle: Sven Epiney, Kurt Aeschbacher, Roger Federer, Roger Schawinski, Mike Shiva, SRG-Chef Roger de Weck, Peach Weber, Moritz Leuenberger. Frauen kann er auch: Doris Leuthard und Christa Rigozzi dürfen Teil des Programms sein, das Satire, Ironie und schiefere Bedeutung von einem kabarettistischen Grosstalent bietet. Lustig und frech – Ehrenwort.

Michael Elsener: Mediengeil. Kleintheater Luzern, Do, 12.11.,–Sa, 14.11., 20.00 Madeleine Luzern, 17.12., 20.15 (Kurzauftritt)