Lo-Fi-Love 2.0

PlattenWechsler: Lockdown hin, Lockdown her: 2020 wurde Musik veröffentlicht, die auch im Folgejahr mehr als nur Beachtung verdient. Etwa die neue EP des Quartetts Tiger Flames.

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Tiger Flames – schon einmal gehört, diesen Namen? Jau? Dann willkommen im Insiderinnen-Club der Insiderinnen! Nope? Dann hier ein paar Infos: Tiger Flames sind eine vierköpfige Gruppe, die bisher gerade mal zwei Gigs performt hat, davon einen am One-Of-A-Million-Festival. Diese Referenz macht klar: Im puren Underground-Charakter der Tiger Flames ist eine gute Portion Overground verpackt. Die Mitglieder der Gruppe spiel(t)en bei Formationen wie Hanreti, One Sentence. Supervisor, Alvin Zealot oder East Sister mit und vereinen auf ihrer ersten Veröffentlichung die Liebe zum Lo-Fi.

So erklingen denn von letzteren beiden genannten Bands die Stimmen im Tape-Recording-Gewand. Aber nicht nur diese – die sechs Stücke der selbstbetitelten EP legen allgemein eine ungemein eigene Klangästhetik dar: Worte wie wabernd, nerdig, verführerisch kommen in den Sinn, Fantasy, 80er-Jahre oder Psychedelik ergänzen. Oftmals klingt’s, als ob gerade das Intro einer alten Fernsehserie liefe, nur halt wesentlich fresher und moderner. Ohne ein Instrument bewusst hervorheben zu wollen, gefallen hierbei durchs Bandmaschinen-Plugin die wohlgewählten Synthiesounds, der knarzende Flatwound-Bass-Klang, die «in-the-pocket»-Drumgrooves und das unaufgeregte Gitarrenspiel.

Dieses sündhaft-skurrile Stück Lo-Fi-Love wurde am Tag des Lockdowns veröffentlicht, ganz ohne grosses Promogedöns, und im Netz sind kaum Informationen zu finden.

Produziert hat zu einem Grossteil die Band selbst und anschliessend fertiggeschliffen in Zusammenarbeit mit Amadeus Fries (Sc’ööf, East Sister, Club Dänemark). Konträr zum ausgebufften Auftritt kommt das alles aber auch sehr verträumt und introvertiert rüber – so wie die Tiger Flames eben auftreten. Eine Entertainerinnen-Truppe sind sie nicht, und anscheinend nicht interessiert an ausgebufften Musikstrategien. So wurde dieses sündhaft-skurrile Stück Lo-Fi-Love am Tag des Lockdowns veröffentlicht, ganz ohne grosses Promogedöns, und im Netz sind kaum Informationen zu finden zur Band von Laura Schenk (keys, voc), Beni Bucher (g, voc), Jery Sigrist (b, g) und Dom Meuter (dr, artwork). Spielt aber eh keine Rolle, denn: Die Welt ist nicht erst seit gestern am Brennen.