Kurzfilmnacht ganz kurz

Ich war dann mal kurz weg: gestern im Bourbaki. Eine amüsante Reise über Sarajevo, hoch in die Berge, in eine französische Provinzstadt und schlussendlich tief ins innern der Erde. Die Kurzfilmnacht beendete ihre Tour gestern im Bourbaki und rief bei mir kurz einige Traumata hervor. 8 der insgesamt 31 Filme hier beschrieben, kurz.

(Von Nina Laky)

 

Im Bourbaki Nummero eins sass ich nun und durfte in den Genuss einer Schweizer Premiere kommen, die mir hingegen nicht ganz unbekannt war. Der Film der Luzerner Animationsklasse der HSLU präsentierte ihr Werk «Zuviele Käppchen verderben den Wolf», welcher jedoch, korrigiert mich wenn ich hier falsch liege, bereits in einer wohlbekannten Luzerner Beiz stumm rauf und runter lief. Die elf Filmemacher schnitten ein zehnminütiges Filmchen zusammen, welches auf sehr böse Weise das Märchen auseinandernimmt. Nachdem noch kurz einige Fragen beantwortet wurden, lud die Moderatorin eine andere Dame vor die Leinwand. Es war dies die Zeichnerin des Trickfilms «Tôt ou tard», welcher den Preis, den Quartz für den besten Trickfilm, in eine Ecke zuhause stellen durfte. In der Ecke, verriet Jadwiga Kowalska persönlich, thronen 21 weitere Auszeichnungen. Das wiederum kurze Geplauder machte Hunger auf Kino. Retouches Georges Schwizgebel, CH 2008, Trickfilm, 6' Der offiziell erste Film der Kurzfilmnacht des Bourbaki Kino eins. Dieser dreckig gemalte Kurzfilm fing anfangs sehr schön an. Kräftige Pinselstriche, viel Farbe und Bewegung. Die Farben änderten im Film jedoch zu schnell für manch Auge und man wünschte sich die ruhige, berauschende Anfangsszene des Wellengangs zurück. Ich träume nicht auf Deutsch Ivana Lalovic, CH 2008, 15' Ein heftiger Bruch zu dem was Retouches uns gezeigt hat. Bang! Realität in Sarajevo. Inzest. Ein Mädchen begegnet bei der Arbeit einem Mann. Das übliche hin und her und Tränen und schwierig und alles. Gedreht nah an den Schauspielern, von welchen mich nur die Nebenschauspielerin in der Rolle der betrunkenen Kellnerin wirklich überzeugte. Monsieur Sélavy Peter Volkart, CH 2008, 10' Schon der Name des Machers machte mich ein wenig nervös. Was kam war tatsächlich Kunst im kurzen Stil. Eine wunderschön anzusehende Entführung zusammen mit Monsieur Sélavy. Zusammen mit ihm unterwegs einen Liftschacht auf oder ab (über die Frage stritt ich noch im nachhinein, ich sagte ab). Übrigens meine persönliche Horrorvorstellung. Zeit und Raum geraten durcheinander, das Diktat immer im Rücken. Herr Sélavy spielt überzeugend, doch der Film bleibt ein verstörrendes ungelöstes Rätsel. Bis jetzt aber das schönste. Tango Lala Izabela Rieben/Sami Ben Youssef, CH 2008, Trickfilm, 6' Eine Geschichte, wie sie überall auf der Welt passieren kann. Ein gekneteter Kurzfilm, in welchem ein netter Vogel, ein wenig Glück, Elektrizität und ein Happy End vorkommen. Die künstlerische Arbeit an sich, der Stil der Knetfiguren waren durchaus nett anzusehen. Doch eigentlich zuviel Arbeit im Vergleich zur Aussage des Films. Die Seilbahn Claudius Gentinetta/Frank Braun, CH 2008, Trickfilm, 7' Mein absoluter Favorit. Ein weiteres Schreckensszenario, diesmal nicht mit einem Lift den Schacht runter, sondern mit einer Seilbahn den Berg rauf. Der wiederum dreckige, aber doch deutliche Stil der Zeichner habens mir angetan. Die ausgewählte Figur, ein alter Herr, wurde auf den Punkt getroffen charakterisiert und erntete alle Sympathien auf anhin. Der Schussel macht sich auf die Reise. Im Gepäck ein Koffer, Schnupftabak und eine Kleberolle, welche ihm schlussendlich das Leben rettet, wenn auch nur kurz. Mehr verrate ich nicht, unbedingt ansehen, lachen, traurig werden und geniessen. Un Dia Y Nada Lorenz Merz, CH 2008, 21' Zurück wieder in der Realität einer kleinen Provinzstadt irgendwo an der Spanischen Küste. Drei Geschichten durch alle Alterschichten. Drei Kinder, welche ihren spielenden Alltag meistern, zwei Herren die ihren Lebensabend zu geniessen scheinen, und ein junger Herr, der nicht mehr kann. Der Film ist nicht schwarz-weiss, nein, er ist silbern. Die Aufnahmen des bärtigen alten Mannes bekommen so noblen, ganz speziellen Hauch. Die Traurigkeit des Films jedoch wandelt sich am Schluss in Hoffnung. Schön anzusehen, doch kürzer dürfte er sein. Hiermit beende ich mit dem original Schlusswort: Puta madre, la vida es buena. Tôt ou tard Jadwiga Kowalska, CH 2008, Trickfilm, 5' Ja, da wurde nicht viel falsch gemacht, dieser Dame noch einen Pokal mehr in die Hand zu drücken. Gerade nach dem vorherigen, mächtigen Film kamen diese Zeichnungen gerade recht. Ein gelungener Schluss, welcher wiederum mit Hoffnung arbeitet. Die Figuren, eine Fledermaus und ein Eichhörnchen sind zuckersüss gestaltet, der Sound passt und bei solch Handlung kann man sich kaum ein «jöö» verkneifen. Zum Ende wird man nochmals richtig mitgenommen, in die Unterwelt zu Räderwerken und sieht, wie man sich das Leben eigentlich ganz gut zurechtbiegen kann. Die Kinos blieben noch bis nach Mitternacht gut gefüllt, danach ging man auch noch zu Tanz. Im Rahmen des Cinerama tut man dies im Bourbkai nun jeden Freitag mit verschiedenen DJs. Wohl bekomms!