Kultur-Keller, Keller-Kultur

Neubad, 09.10.2016: Mit dem Neubad-Keller eröffnete gestern Abend ein neues Untergrund-Kulturlokal seine Pforten. Passend zur Tiefe holte man mit Der Transformer eine Dub-Band zur Premiere. Und siehe da: Eine neue Lieblingslocation ward geboren.

Eine SMS taucht auf dem Handybildschirm auf: «Wo bist du?» lautet deren Inhalt, für den Urs Emmenegger zuständig ist. Der Veranstaltungschef des Neubad kann seinen Stolz auf die neue Location im ehemaligen Hallenbad kaum verbergen. Völlig zu recht: Schon als man die Treppe runterläuft und den verwinkelten Gängen folgt, entsteht das wohlige Gefühl in der Brust, das immer beim Betreten der Neubad-Räumlichkeiten auftaucht. Dieses Gefühl, es hier mit einer der schönsten Locations überhaupt zu tun zu haben. Und der Kiefer klappt dann auch gleich runter, als man zum ersten Mal den Keller des Neubads betritt. So einen Ort hat Luzern gebraucht – definitiv. BarKellerNeubad Der Keller besticht visuell durch seine wunderschöne Bar und enthält eine Treppe mitsamt «Aussichtsplattform» – ähnlich dem Pool-Pendant –, die zu einem oberen Stockwerk führt, von wo aus man direkt auf die Performenden blicken kann. Es gibt verschiedene «Löcher», kleine Plätzchen, deren Funktion sich wohl erst noch erschliessen wird – stets fragt man sich «was hat wohl dieser Ort für eine Geschichte zu erzählen und was versteckt sich hinter jener Wand?». Im ersten Moment wähnt man sich gar an einer Art Kulturausstellung, einem multimedialem Anlass mit Musik, Kunst und vielem mehr oder schlicht in einem Berliner oder New Yorker Club. Aufgebaut wurde der Raum mit Teilen der Teiggi, des Luzerner Theaters und dem Neubad-Pool, gestaltet und bearbeitet von vielen vielen Helfenden in Fronarbeit, mitsamt Nachtschichten und enorm grossem Einsatz. Nachzulesen ist der Prozess detailliert im Zentralplus-Bericht von Kollege Wydler. Das Herzblut der Mitwirkenden spürt und schnauft man bei jedem Schritt. Es ist herrlich. img_3776img_3772 Passend zur Eröffnung spielte die Reggae-Dub-Band Der Transformer auf. Das Quartett, bestehend aus Christoph Schnurrenberger (g), René Frey (b), Simon Gut (dr) und Dub Spencer & Trance Hill-Fibu Greter (keys) kann zweifellos als legendär betitelt werden. Rar sind die Auftritte, aber ebenso eindrücklich: Für Wyclef Jean wurde im Hallenstadion eröffnet, vor Lee Scratch Perry aufgetreten und überhaupt jede wichtige Bühne der (Zentral-)Schweiz bespielt. Auch im Neubad-Keller fand der Dub-Reggae-Mix Anklang, es wurde fleissig getanzt und die Temperaturen stiegen auf jamaikanisches Level. Special-Guest C-Lector C heizte zusätzlich an Guiro und Querflöte mit. Dem zahlreich erschienen Publikum gefiel, was es zu hören und zu sehen bekam. Auftrag erfüllt, Legendenstatus bestätigt. img_3766 Was wird der Keller zukünftig an Programm bringen? Performances, Theater, Lesungen, Kunstausstellungen, Konzerte... Alles ist möglich, vieles gewünscht. Auch Filmdrehs wären eine Möglichkeit, wie das beispielsweise die Luzerner Band Maze gemacht hat. Oder wie wären gefilmte Kulturveranstaltungen? Mit Chregi Felber hat das Neubad immerhin einen der talentiersten Schaffer in seinen Reihen. Und wie werden das B-Sides-Festival oder der extra eingeladene Eugen Scheuch von der Boa im Exil, welcher bereits der Jazzkantine innert kürzester Zeit ein atemberaubendes Programm verschafft hat, den Ort nutzen? Spannende Fragen, spannende Aussichten. Noch ist der Keller in den verheissungsvollen Kinderschuhen. Man freut sich auf den Schritt in die Adoleszenz, der ungemein viel Potenzial enthält. Die Taufe ist jedenfalls gelungen.