Junges Kino! Und niemand will es sehen

Bourbaki, 28.9.2019: Am Upcoming Film Makers wurden diesen Samstag die Werke junger Filmemacher*innen gezeigt und gefördert. Die Filme überzeugen mit Kreativität und Mut – wie so oft. Nur das Festival selbst bietet seit Jahren wenig Neues und kann damit immer weniger Publikum begeistern.   

Titelbild: Cassandra Schurtenberger

Draussen Sonnenschein, in Bern die grosse Klimademo und irgendwo im Untergeschoss des Bourbakis: das Luzerner Nachwuchsfilmfestival Upcoming Film Makers. Bei diesen Bedingungen war es sicher nicht leicht, ein grosses Publikum dazu zu bringen, ihren mit Sonne gespritzten Weisswein gegen den Kinosessel einzutauschen. Der Andrang an Besucher*innen war dementsprechend bescheiden. Mehrheitlich schienen die dünn belegten Kinosäle von den Filmemacher*innen selbst besetzt.

Tote Nachbarn, ausgestopfte Tiere, die übers Wasser gleiten, bis zu einem Ratgeber im Falle einer Apokalypse – an den Filmen selbst dürfte die Zuschauerabstinenz kaum gelegen haben. Die Streifen überraschten mit Kreativität und Mut. Höchstens 25 Minuten lang und nur von unter 30-Jährigen produziert durften die Kurzfilme sein. Gezeigt wurden insgesamt 21 ausgewählte Werke in drei Filmblöcken, die Genres dabei bunt gemischt.

Starke Animationsfilme

Besonders die Animationsfilme überzeugten mit Emotionalität und mit Innovation. So bewegt sich Loïc Kreyden mit seinem Stop-Motion-Film «HIER» an den Genregrenzen hin zum Theater. Im knapp vierminütigen Werk ist der Animator als sein eigenes 3D-Modell der Protagonist. Seine Plastikfigur, stets vor einem schwarzen Hintergrund, führt die Zuschauenden an verschiedenste Orte, lediglich durch Bewegungen und eingespielte Geräusche. Alles dank 3D-Druck. Ein weiteres Beispiel für die Qualität der gezeigten Animationsfilme stellt «Braises» von Estelle Gattlen und Sarah Rothenberger dar. Der Film zeigt eine feinfühlend erzählte Geschichte einer jungen Frau auf dem Sprung ins Erwachsenenleben.

Gegen die starken Animationsfilme fielen die Realfilme oftmals ab. Zu klischiert die Protagonisten, zu unglaubwürdig die Dialoge. Doch auch hier stachen einige positiv hervor, unter anderem der Film «Eine Laerche ist ein Baum und ein Vogel» von Michèle Flury. Eine spannende Mischung aus Poesie, Fantasie und Schuldfragen im Umgang mit psychischen Krankheiten. Auch «Chasseurs» von Benjamin Bucher, einer von zwei Dokumentarfilmen am Filmfestival, gilt es zu erwähnen. Der Film nimmt die Zuschauer*innen mit auf eine absurde Schatzsuche im Süden Frankreichs.

Attraktiv – aber nur für Filmschaffende

Inhaltlich gibt es wenig an den drei Filmblöcken à je 70 Minuten auszusetzen. Man merkt: Die Organisator*innen haben viel in die Auswahl für die 16. Ausgabe des Festivals investiert.

Für junge Filmemachende scheint das Upcoming Film Makers auch durchaus attraktiv. Eine Plattform plus die Chance auf einen der Preise von insgesamt 10'000 Franken, ja gerne! Nur eben: Schade, wenn’s niemanden mehr interessiert. Und dies lässt der Zuschauer*innenauflauf an diesem Samstag leider vermuten.

Eine Learche ist ein Baum und ein Vogel

Filmstill «Eine Learche ist ein Baum und ein Vogel»

«Seit 1986 Schweizer Jungfilmförderung», schön und gut und wichtig. Doch möglicherweise müsste das Jungfilmfestival selbst wieder mehr Mut beweisen. Vielleicht einen thematisch roten Faden in den Filmblöcken? Vielleicht mehr Filme mit inhaltlichem Aktualitätsbezug?

Irgendwas, das Leute begeistert, wenn die gute Auswahl von Nachwuchsfilmen alleine nicht mehr zu reichen scheint. Denn schade wäre es um das sympathische Upcoming Film Makers allemal. Immerhin füllen die Organisator*innen mit dem Festival eine wichtige Lücke in der Luzerner Kulturlandschaft.

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