John-Fogerty-Revival

Dank ein paar Hundert eingefleischten Schweizer John-Fogerty-Fans wurde das KKL diesen Mittwoch zu einem szeneübergreifenden Treffpunkt. Dieser Mann ist ein Mythos. Alle waren sie von überall gekommen um ihn zu sehen. Ihn, den 62-jährigen Fogerty, welcher um keine Minute gealtert zu sein scheint. Dessen Herren Karriere erlebte nach CCR ein ständiges Auf und Ab. Das Blue Balls Konzert jedoch war gestochen scharf und fehlerfrei.

(Von Nina Laky)

Wir schreiben die Jahre zwischen 1969 und 1972. John Fogerty – der Hitlieferant und Frontmann von Creendence Clearwater Revival (für Kenner nur CCR) – konnte sich über nichts beklagen. Seine Songs und somit seine Band landeten in diesen Jahren einen musikalischen Treffer nach dem anderen. Die Kalifornier produzierten mehrere Top-Ten-Songs, die auch heute a.) jeder kennt und b.) niemandem mehr aus dem Kopf gehen. Unvergessen und allbekannt strömen «Proud Mary», «Lookin' Out My Backdoor» oder «Have You Ever Seen The Rain?» aus jeder Jukebox in jedem Pub auf diesem Planeten. Unvergessen auch für einige noch rumtokelnde Woodstock-Besucher/innen CCRs Auftritt damals 1969. Als einer der Headliner wurde CCR nach Bethel/New York berufen. Sie spielten jedoch so spät und so schlecht, dass Fogerty und seine Kollegen sich weigerten, das Konzert live zu veröffentlichen. Schade. Ich kann mich zwar nicht mehr dran erinnern, aber es muss der 16. Oktober 1972 gewesen sein, als CCR ihre Auflösung bekannt gaben. Bandinterne Differenzen (wie allzu oft) liess CCR auseinanderbrechen. John zieht ohne seinen Bruder Tom Fogerty und seine zwei anderen Bandkollegen Doug und Stu weiter. Sein Erfolg liess anfangs zu wünschen übrig. Scheint, als liesse sich Fogerty noch alle Optionen offen. Ein musikalischer Ausflug in die traditionelle Country-Music unter dem Namen The Blue Ridge Rangers zeigt, wie unentschlossen und wankelmütig Fogerty anfangs war. Soll es nun gutbürgerlicher Country sein? Oder doch gutbügerlicher Rock? Gutbügerlich soll an Fogerty eigentlich gar nichts sein, ausser sein Image und seine Fans. Der Herr schrieb zu schwierigen Zeiten Songs gegen den Vietnamkrieg. John Fogerty der Liberalist also? Letztlich würd man die Musik dann einfach bei der Bezeichnung Altherren-Rock belassen. («liberalis» = eines freien Mannes würdig; edel, vornehm, anständig) zu und her ging es definitiv auch diesen Mittwoch während des Konzerts im KKL. Während Sean Taylor vor John Fogerty auf der Bühne stand und seine Liedchen trällerte, hatte man so genügend Zeit, um sich das Publikum (mit welchem man schliesslich etwa vier Stunden Lebenszeit verbringen wird) näher anzuschauen. Taylor kam aus London angereist und trug Schwarz und einen Hut. Das bleiche Gesicht des Singer/Songwriters liessen an einen Peter Doherty erinnern, nur schwiegermütterlicher, charmanter. Die Damen schmolzen dahin und die Herren wollten so sein wie er. Da an Sean Taylor in meinen Augen nicht weiteres dran ist, worüber es sich zu berichten lohnt, kommen wir doch zurück zum Publikum. Bis Fogerty auf die Bühne tritt, wird es nämlich noch ein paar Minuten dauern. So, schauen wir doch mal. Band-Shirts sind ja in manchen Kreisen heiss geliebt und gern gesehen, in anderen nur verpöhnt und als peinlich bezeichnet. Die hier folgende Shirt-Parade soll nicht gewertet, sondern lediglich zum Ausdruck bringen, welchen Geschmack die da Anwesenden wohl zu haben scheinen. Als da waren Bekleidungen (Shirts, Pullover, Hemden, Westen ect.pp.) mit folgenden Bandnamen bedruckt:

  • Lynard Skynard (Anzahl: 6)
  • Wishbone Ash (3)
  • Motörhead (198)
  • Stinky Lou And The Goon Mat With Lord Benardo (1)
  • Editors (1)
  • Ramones (2)

Mit dabei aber auch verschiedene Clubs und Gruppierungen wie zwei Herren von den Broncos (Westside). Die Broncos sind Anhänger des gleichnamigen Motorradclubs, welcher nebenbei noch eine Bronco-Security-Firma unterhält. Unter den Damen und Herren, welche sich entschieden an diesem Abend in ein kurzärmliges Hemd zu schlüpfen, stand da auch noch wer, auf dessen Rücken «Bad Ass» stand. Die meisten Anwesenden trugen einen Cowboy-Hut. Nach dieser Observation und den zugehörigen Notizen wechselte man mit einigen Besuchern des John-Fogerty-Konzerts auch noch das ein oder andere Wort. So meinten zwei Besucher, angereist aus dem Rheintal in St.Gallen, folgendes: «Weisch, das esch eine, de muesch eifach gseh ha!« Auf die Frage warum, antworteten der Herr mit: «CCR steht für Bodenständigkeit, die Songs hört man auch noch in 20 Jahren!», dazu meinte er weiter:«Ich höre eben noch viel Musik.» Nach dieser Konversation will man sich langsam aber sicher auf dem Weg nach vorne, zur Bühne machen. Doch dieser Gang wird überschattet von einem kuriosen Ereignis. So musste man mithören, wie ein entsetzter Besucher ein Security auf dies hier hinwies: «Dort vorne stehen drei betrunkene Männer! Könnten sie da bitte kurz eingreifen?!» Nun, wenn dann muss man sich das ja auch anschauen gehen! Diese betrunkenen Männer. In der ganzen KKL-Masse stachen diese tatsächlich hervor. Die Truppe war aus Malters, und auf meine Frage, wie sie denn bis jetzt die Vorband, also Sean Taylor, gefunden haben, gaben sie ein durchaus kompetentes Statement ab: «Das war eine durchzogene Show, mit einigen Höhepunkten, aber mehr nicht.» Da wartete man nun, neben den grössten John-Fogerty-Fans aus dem Luzerner Raum, welche alle noch nicht 30 Jahre alt sind. Der beste Platz in der Welt. Dann kann's ja losgehen. John Fogerty kam auf die Bühne und blieb dort für die nächsten zwei oder drei Stunden. Mit seiner sieben-köpfigen Band brachte er den Boden zum Vibrieren und die Leute darauf in totale und kompromisslose Partystimmung. Nach jedem Song wechselte der Meister seine Gitarre. Die Gitarren trugen Farben von Gelb bis Dunkelblau. Den musikalische Unterschied merkte ich und das ganze Publikum freilich nicht, aber es sah halt schon nicht schlecht aus. Es folgten nun so viele und so bekannte Songs, dass es diese hier aufzuschreiben nicht lohnen würde. Liest man einen, kennt man alle. Die Kommunkation Fogertys mit dem Publikum belief sich auf ein paar fragende Rufe: «How are you??«, was das Publikum auch wirklich verstand und aus ganzem Herzen darauf antwortete. Zu den gespielten Songs fanden sich Ehepaare zum Partnerschunkeln und Freunde zu brüderlichen Umarmungen und freundschaftlichen Küssen. Fliegende Cowboy-Hüte habe ich leider keine gesehen. Die Bühnenshow war korrekt und lief von A bis Z reibungslos. Doch was will man sagen? Nach mehr als 40 Jahren im Geschäft? Darf man hier deswegen Kritik anbringen? Zu sagen bleibt nur noch, dass vor drei Jahren Iggy Pop und seine Stooges etwa den gleichen «Legenden-Status» auf sich trugen, dies (vielleicht auch wegen der richtigen Lautstärke) es aber dem unvoreingenommenen Besucher um einiges kurzweiliger machten. Am Ende der Show erzählte der Malters-Fanclub noch, dass die Security aufgrund ausgeleerten Bieres bei ihnen anklopfte. Eine Rock-Show ohne verschüttetes Bier? Eine Rock-Show ohne Rauch? Eine Rock-Show im KKL.