If today was your last day...

Südpol, Donnerstag 22. November 2012: Gestern Abend hatten die Fach- und Wirtschaftsmittelschüler der Theatergruppe FMZ Premiere. Unter der Leitung von Lisa Bachmann führten sie das Theaterstück «No Exit» im Südpol auf. Begleitet wurden sie dabei vom schuleigenen Chor, einer Band sowie Jan Siegwarts Stimme mit einer Loop-Station.

Es war ein subtiler Übergang zum eigentlichen Drama, den Lisa Bachmann beim Theaterstück «No Exit» dieses Mal gewählt hatte, und er schien zu wirken. Ohne Vorahnung wurde der Zuschauer durch Klänge einer Loop-Station in die Welt des Konsums und Luxus getragen. Unterbrochen von gelegentlichen Durchsagen zu Sonderpreisen und neuen Produkten, wähnte sich das Publikum alsbald in einem Kaufhaus. Das Credo «Sehen, Kaufen, Besitzen» hatte sich unlängst in den Köpfen der Konsumenten manifestiert. Sich vom Kaufzwang abzuwenden, schien unmöglich. Die Kundschaft des Warenhauses konsumierte weiter, ohne ihr Verhalten näher zu reflektieren, bis sich plötzlich alle Türen schlossen und das Licht verdunkelte. Beunruhigende Durchsagen veranlassten die Käufer zu Assoziationen, was wohl geschehen sein könnte. Jeder meinte zu wissen, was sich draussen in der Welt abspielen würde. Einige Kunden vermuteten eine Naturkatastrophe, andere befürchteten nukleare Gefahren oder einen Terroranschlag. Nach Tagen unendlichen Wartens begriffen die Menschen, dass sie wohl länger im Warenhaus gefangen sein würden. Die Sehnsucht, nach Hause zu gehen, war gross; viele vermissten ihre Familie oder Freunde. Das Interesse an kaufbaren Produkten und Luxusgütern schwand dahin und das Materielle rückte allmählich in den Hintergrund. Die Konsumenten sahen sich zum erstenmal damit konfrontiert, sich mit der eigenen Person auseinanderzusetzten. Dabei vermischten sich Fragen wie: «Wer bin ich?», «Was sind meine Träume?», «Wer möchte ich wirklich sein?» mit Selbstzweifeln und Reue. Sie veranlassten nicht nur die Schauspieler, sondern auch das Publikum dazu, über ihr bisheriges Leben nachzudenken. Auch wenn während des Theaterstücks vergeblich auf einen besonderen Höhepunkt gewartet wurde, erreichte die Aussage dennoch die Zuschauer. So nahm das Stück bezug auf den Maya-Kalender, der für das Jahr 2012 den Weltuntergang prophezeit. Es ging jedoch nicht nur darum, ein aktuelles Thema aufzugreifen, sondern jedem einzelnen Publikumsmitglied eine Begegnung mit sich selbst, seinen Wünschen und Hoffnungen zu ermöglichen. Die einzelnen Szenen des Theaterstücks wurden von passenden Songs unterstrichen und setzten so Freiraum für eigene Gedanken und Überlegungen. Nicht zuletzt wollte die FMZ Theatergruppe aber auch das Publikum dafür sensibilisieren, das Schöne am Leben zu sehen und den Wert jedes einzelnen Individuums zu erkennen.