Ich würde empfehlen, dem Hype nicht zu glauben

Gestern Abend las Hajo Tuschy im Südpol aus Rafael Horzons «Das weisse Buch» – nicht verwandt mit dem von Sarnen. Der Autor selbst sass daneben und beantwortete am Schluss einige Fragen.

Horzon hier, Horzon da. Horzon gelobt in «taz», «FAZ» und «Zeit». In höchsten Tönen gelobt. Dieser einstimmige Lobsang wundert. Denn sein «weisses Buch» – weil Gaddafi ein grünes und Mao ein rotes hat, schuf sich Horzon ein weisses – taugt höchstens dazu, den Kopf durchzulüften. Weder unsympathisch noch talentfrei, aber dennoch: Am Ende bleibt wenig bis nichts haften. Wie es diese Posterkleber für die Zimmerwände meist bloss versprechen. Bei der Luzerner Lesung wurden drei Teile des Buches vorgestellt: Tuschy las mit einigen Versprechern, als würde er den Text – sorry, falls dem nicht so war – zum ersten Mal laut lesen. Die Gedankengänge im Buch tuckerten vorwiegend übers Seichte, ob der Ich-Erzähler des Werks sich nun als scheiternder Paketträger oder Geschäftsideenabgucker in Amerika – mit ein paar schönen Referenzen auf Werke und Protagonisten der Beat-Generation – in Szene setzte. Im dritten Ausschnitt, als der Erzähler Mitinhaber eines Berliner Nachtclubs war und exzessiv einen ominösen Kreiseltanz betrieb, oder zumindest glaubte es zu tun, schimmerte dann doch von Zeit zu Zeit etwas von der erhofften und erwarteten Originalität des Autors durch. Letztlich blieb aber alles zu simpel. Die Sprache unspektakulär, die einzelnen Szenen und Wendungen allzuoft allzusehr gesucht lustig. Als pure Unterhaltung würde das funktionieren – liefe es auf RTL oder RTL 2, wäre etwas vom Besten. Aber nicht mit dem Anspruch von Literatur. Das Publikum jedoch erschien zahlreich und hat die Lesung anscheinend genossen. Und vielleicht habe auch ich mal wieder absolut gar nichts verstanden.

Kleine Anmerkung: Hier ging es bloss um die Südpollesung, nicht um die nervtötende Selbstinszenierung des Autors insgesamt.