Hoher Schunkel- und Mitgröhlfaktor – Polo Hofer im Stadtkeller

Luzern, 19.03. Das Berner Alpenkalb Polo Hofer rockte, blueste und «polosofierte» gestern zum 163. Mal auf der Bühne des mittlerweile 31 Konzertjahre erprobten Stadtkellers und baute damit seinen Vorsprung als meistengagierter Act weiter aus.

Erst nach einer gefühlten Viertelstunde, die von der vierköpfigen Band (ohne Sänger) alleine aber gekonnt über die Runden gebracht wurde, schlendert der Star des Abends in seiner typischen Gangart auf die Bühne. Mit scat-ähnlichem Gesang stimmt er mit ein. Es folgt die Begrüssung und bereits wird klar: Da kann eigentlich gar nichts schief gehen. Im ausverkauften Traditionslokal macht sich die Zufriedenheit in den Gesichtern breit. Während den nächsten fast zwei Stunden wird dem immer noch erstaunlich altersdurchmischten Publikum ein abwechslungsreiches Songrepertoire vorgesetzt. Eigenkompositionen aus dem Hause Hofer sind an diesem Abend aber in der Minderzahl. (Abgesehen von den mehr oder minder eigenwilligen Witzen zwischendurch.) Auf einige Gassenhauer wie «Kiosk» oder den «Teddybär» musste verzichtet werden. Mit Songs wie «Liebe Siech» oder den Mundartversionen von «In Memphis» und «Summer’ 68» waren Schunkel- sowie Mitrgröhlfaktor dennoch garantiert. Die Stimme ist aber natürlich nicht mehr, was «aube». Kein Wunder und auch nicht wirklich ein Kritikpunkt. Schliesslich hat sie bis heute ein 67-jähriges Leben in Polo-Hofer-Manier begleiten müssen. Und wenn man die Texte deswegen nicht mehr immer versteht, stellt man sich eben etwas näher neben ein lauthals mitsingendes Grüppchen. Überhaupt ist Polos «Neverending-Karriere» wohl ein Beweis dafür, dass man mit Charisma länger auf einer Bühne überlebt als bloss mit ausgefeilter Gesangstechnik. Ruhiger sind die Konzertbesucher über die Jahrzehnte hinweg sicherlich geworden. Ganz so wild geht es bei diesem Auftritt Nummer 163 nicht mehr her wie noch beim 1. Von einer Wiederholung der Anekdote über die johlende Masse, die auf die Tische sprang, um eine Zugabe zu erzwingen, ist das Publikum an diesem Sonntag weit entfernt. Ein bisschen altes Rock-'n'-Roll-Gehabe erlaubt sich nur noch der Hofer selbst. Zweimal verlässt er kurz die Bühne für die «Notdurft», um sich hinter der Bar mit Rotwein und Zigarette ein kleines Päuschen zu gönnen. Nach seiner Rückkehr meint ein Zwischenrufer: «Trenk emou chli Wasser!» Darauf erwidert Polo prompt: «Es esch schliesslech kes Wonschkonzärt». Eine solche Konstanz an Selbstherrlichkeit ist eben doch nicht ganz unsympathisch – auch für Nichtfans. Die Fans bekommen ihre Belohnung auch noch –«Alperose» war auf der Setliste.