Filywilyindahouse

Für mich sind sie eine der vielversprechendsten Schweizer Bands überhaupt. Ihr Auftritt am hiesigen B-Sides-Festival war famos, ihr 2009er Werk «Blueskywell» gehörte zu den Alben des Jahres. Am Freitag spielten Filewile in der Gewerbehalle (!). Trotz Seabear im Südpol und Sinner DC im Treibhaus wurde es eng im Keller.

Filewile, das sind Andreas Ryser (Dustbowl) und Daniel Jakob (Dejot), die 2003 als mobile Laptop-Strassenmusiker starteten und sich in kurzer Zeit international ins Gespräch brachten. Mit ihrer radikalen Do-it-yourself-Strategie (Musik, Produktion, Vertrieb, Konzerte, Merchandising ... alles selber machen) waren sie Pioniere auf diesem Gebiet. Bei der Arbeit am Debütalbum «Nassau Massage» stiessen die Sängerin Joy Frempong (OY, Phall Fatale etc ...) und der Bassist Mago Flück dazu, die die Band fortan stark mitprägen. Mit ihrem Mix aus Pop-, Dub-, Hiphop- und Elektroelementen, sowie Joy Frempongs absurd-komischen Storys, die zuweilen auch ganz dadaistisch in aneinandergereihten Lauten artikuliert werden können, trifft die Band den Nerv der Zeit. Dies kam auch am Freitag in der Gewerbehalle zu Nachte. Das Publikum war bunt durchmischt zwischen allen Kategorien und Klassen, sie alle tanzten ausgelassen zu den teils liven, teils aus Konserven stammenden Sounds. Das Konzert begann etwa anderthalb Stunden später als angekündigt, die Sängerin trug einen psychedelischen Mantel der Peggy Bundy in höchste Entzückung katapultiert hätte. Und diese Mimik! Diese Gestik! Diese Stimme! Dieser Akzent! Diese unbändige Spielfreude! Filewile starteten genial und steigerten sich stetig. Im Verlauf des Sets wurde nach Südafrika telefoniert, dem Rapper Rattax, der über den Sommer mit der Band von Festivalbühne zu Festivalbühne gezogen war und im Bourbaki das WM-Eröffnungsspiel kommentierte. Diese Musik ist Droge, die das steifste Bein zum schwingen bringt. (Und ja, süchtig macht das Zeugs auch). Selbst das ein wenig sperrige «Radiotower» war live durchaus tanzbar und als die Kapelle ihre Single «Number One Kid» (zu dem Jan Mühletaler diesen witzig-frischen Clip drehte) anstimmte, gab's endgültig kein Halten mehr. Das ist Sound der glücklich macht ohne Kitsch oder billig zu sein. Das ist Party, die nicht oberflächlich sein muss ...