Fair mit Flair

Neubad, Luzern, 23.04.2019: Die «Fashion Revolution Week» gastiert in Luzern. Am Dienstag wurde der Dokumentarfilm «Fair Traders» von Nino Jacusso im Neubad gezeigt ­– und überzeugt trotz schwerem Thema durch seine positive Art. Einzig das anschliessende Interview liess Fragen offen.

Bilder: «Fair Traders»

Pauline Treis hat die «Fashion Revolution» vor vier Jahren von London nach Zürich gebracht, seitdem wächst die Anzahl Mitwirkender in der gesamten Schweiz. Die globale Bewegung will informieren und sensibilisieren, mit den veranstalteten Projekten werden die Fragen aufgeworfen: Wo, wie und unter welchen Umständen werden meine Kleider hergestellt? In dem Rahmen wurde am Dienstag der Dokumentarfilm «Fair Traders» im Luzerner Neubad gezeigt.

Es war ein gelungener Auftakt für die insgesamt vier «Fashion Revolution»-Veranstaltungen in Luzern. Filmregisseur Nino Jacusso porträtiert darin drei Unternehmer*innen, die fair und nachhaltig produzieren. Anschliessend an den Film gab es ein Gespräch mit Patrick Hohmann. Der Bio-Unternehmer ist einer der Protagonisten im Film.

Fair Traders

Die Intention des Filmes ist es, den Menschen zu zeigen, wie er Hand in Hand mit der Natur arbeitet und sie mit Respekt behandelt. Nebst Hohmann werden Protagonistinnen gezeigt, die auch den Mut hatten, selbst etwas Sinnstiftendes aufzubauen, ohne dabei gewinnorientiert zu denken. So zum Beispiel Claudia Zimmermann. Ihr Beruf als Kindergärtnerin erfüllte sie irgendwie nicht. Als sie und ihr Mann den Hof seiner Eltern übernehmen konnten, sattelte Zimmermann um. Als Landwirtin setzte sie ausschliesslich auf Bio Produkte und eröffnete mit ihrem Mann 2016 einen Bioladen.

Baumwolle

Oder Sina Trinkwalder. Auch sie war von ihrem Marketingjob nicht erfüllt und suchte Sinnhaftigkeit. Sie baute ein Textilunternehmen auf, in welchem sie nur Menschen beschäftigt, welche in konventionellen Betrieben keine Chance auf Beschäftigung haben. Ohne Vorwissen über die Textilproduktion eröffnete sie das Kleidungsgeschäft «Manomama». Eine beeindruckende Geschichte.

Doch es werden nicht nur die schönen Seiten des Fairtrades, sondern auch Rückschläge gezeigt. Vor allem der Beginn von Projekten gestaltet sich oft schwierig. Keine Bank wollte Trinkwalder bei der Finanzierung ihrer Idee unterstützen, Kunden sprangen ohne Vorankündigung ab und teilweise war der Umgang mit den Mitarbeitern belastend für sie.

Eine grössere, globale Perspektive des fairen Textil-Handelns wird schlussendlich durch Patrick Hohmanns Unternehmen aufgezeigt. Als Gründer der Remei AG und BioRe-Stiftung hat er bereits in den 80er-Jahren ein Unternehmen gegründet, das faire, biologische Baumwolle vertreibt. Er wird in der Schweiz, in Indien und Tansania gefilmt. Gezeigt wird, wie das Unternehmen die Produktion der Bio-Baumwolle in enger Zusammenarbeit mit den Bauern in den genannten Ländern gewinnt.

Sina Trinkwalder

Hohmann betont, wie viel aus der Synergie der verschiedenen Fähigkeiten von unterschiedlichen Kulturen gewonnen werden kann, wenn man diese nur erkennt. Hohmann sagt, es liege in der Natur des Menschen für die Gemeinschaft produzieren zu wollen, lediglich der Preis und grosse Gewinne zu erzielen spiele noch eine zu zentrale Rolle in unserer Gesellschaft.

Nach dem Film folgte ein Gespräch mit dem Bio-Unternehmer. Die Fragerunde entpuppte sich aber als verpasste Chance. Das Interview, geführt durch eine Mitwirkende der «Fair Fashion Revolution», blieb oberflächlich, liess nicht viel Raum für die grossen Fragen. Hohmann unterstrich vor allem, was bereits im Film gesagt wurde. Weitere Zukunftsvisionen, aktuelle Handelsprobleme im fairen Rohstoff-Handel, oder was die Gründe waren, warum er seine selbsternannten Ziele in Indien nicht verwirklichen konnte, das blieb alles unbeantwortet.

Dennoch: Der gezeigte Film bietet viele schöne Nahaufnahmen. Trotz kritischer Materie überwiegt die Positivität dank charismatischen Persönlichkeiten, die berühren. Die Dokumentation zeigt die Vorteile des qualitativen Wachstums von Unternehmen und dass es ein Kraftakt, aber kein Ding der Unmöglichkeit ist, fair und nachhaltig zu produzieren. Man verlässt das Neubad voller Mut und Tatendrang.

Weitere Veranstaltungen der «Fashion Revolution Week» in Luzern:

Fotoausstellung «Textil und Kreislauf» von Timmy Memeti
DI 23. bis SO 28. April
HSLU – Design und Kunst, Viscosistadt Emmenbrücke

Repair Workshop
FR 26. April, 19 – 21 Uhr
People’s Factory, Luzern

Upcycling Workshop Jeans
SA 27. April, 14 – 16 Uhr
People’s Factory, Luzern