Ehrlich und leichtfüssig

Wild Beasts und Dutch Uncles im Südpol. Die Namen der beiden Bands bleiben im Gehörgang kleben – die Musik ebenfalls.

(Von Gianni Walther)

Ich habe zuvor noch keine der beiden Bands live gesehen und warte am Montag also neugierig auf die Darbietungen der Briten. Der Südpol ist gut besucht, die grosse Halle zwar nicht randvoll, aber mit Menschen doch gut bestückt. Den Beginn des Konzerts verpasse ich um ein paar Sekunden, doch als ich den Raum betrete, werde ich schnell in die Darbietung der Dutch Uncles hineingezogen. Ein etwas eigenwilliges Bild bietet sich mir: Mit dem Schlagzeug im Rücken stehen die drei Saitenspieler schön in einer Reihe zusammen mit dem Pianisten und Sänger Duncan Wallis. Was denn an dieser Aufstellung so speziell sei? Eigentlich nichts. Es liegt auch eher an den Bewegungen der einzelnen Musiker, als an der Aufstellung. Die drei Saitenspieler widmen sich ganz ihrer Musik, rocken introvertiert vor sich hin, bewegen sich nicht wirklich viel. Wallis jedoch zuckt ordentlich zu den mathematisch-spielerischen Rhythmen und verlagert unter heftigem Kopfschütteln sein Körpergewicht von einem Bein auf das andere. Die Zuschauer lassen sich davon nicht wirklich beeindrucken. Sie halten Abstand von den Musikanten, wippen teilweise im Takt mit. Die fünf Musiker sind voll konzentriert. Die treibenden Grooves und schrillen Gitarren verschmelzen zu einem reissenden Soundkonstrukt, welches aber trotzdem etwas zahm wirkt. Die Band liefert ein solides Konzert, ekstatische Ausbrüche bleiben aus. Pause. Die Wild Beasts sind mit ihrer neuen Platte «Smother» unterwegs. Ihre drittes Studiowerk, das den eingeschlagenen Weg des letzten Albums weiterverfolgt, erschien letzten Mai. Der Konzertstart fällt relativ bescheiden aus. Verhalten, aber gefasst legen sie los, vermögen sich aber schon früh zu steigern. Sie tauen richtiggehend auf, schaffen es, dabei aber eine warme Intimität aufzubauen. Die unverbrauchte und ehrliche Darbietung der Band berührt auch die Zuschauer und der Funke springt aufs Publikum über. Im sehr engen Halbkreis drängen sich die Besucher um die Band und lauschen gierig den verspielten Klängen. Hayden Thorpes Falsettstimme schwebt träumerisch über der ganzen Musik. Stellenweise hat sein Gesang etwas mühe, sich gegen die anderen Instrumente durchzusetzen, was der Dynamik der Gruppe zuträglich ist. Sie steigern sich weiter und buhlen mal gegeneinander, mal zusammen um die Aufmerksamkeit der Zuhörer. Diese honorieren Spielfreude und Einsatz der Briten mit grossem Applaus und gespannter Stille vor dem Beginn des nächsten Stücks. Das Biest strebt das ganze Konzert hindurch nach vorne, spielt präsent und tischt seine Musik leichtfüssig auf. Gegen Ende werden sie wieder etwas kälter und verlieren ein wenig an Lockerheit. Die Intimität können sie aber trotzdem bis zum Schluss bewahren und schaffen es so, das Konzert rund abzuschliessen. Toll.