Duelling Allein-Entertainers

Kleintheater, 17.1.2014: Ein schönes Wiedersehen sowie vor allem -hören mit dem Programm «Alleinunterhalter» (Achtung: Mehrzahl!) gibt’s vom Duo Jürg Kienberger und Clemens Sienknecht. Musikalisch Virtuoses und Komisches.

Die Ausgangslage könnte nicht peinlicher sein: Die Abendgesellschaft ist schon an den weiss gedeckten Tischen versammelt, als zwei Alleinunterhalter auftauchen, einer nach dem andern. Doppelbuchung. Schön blöd! «Was tun?», um mit Lenin zu fragen. Die Antwort: «Was tun.» Das logische Problem ruft nach einer Lösung, die prompt gefunden wird. Eine zweite Bühne muss her. Im Parkett heisst es näher zusammenrücken. Denn es wird aus dem rechten Parkett-Boden ein Podest gehievt. Platz für ein Keyboard. Die Münze entscheidet. Kopf oder Zahl. Kienberger zieht die Arschkarte, derweil Sienknecht auf der Hauptbühne bleiben und am noblen Flügel sitzen darf. Das Programm startet also mit einer Umbaupause. Dafür gibt’s Risotto und Würste. Schon kann es losgehen. Jeder der beiden Entertainment-Konkurrenten will sich vordrängeln und der Bessere sein. So läufts im Lauf des Abends vom Gegeneinander zum Übereinander und Durcheinander und zum schliesslichen Miteinander. Gemeinsam sind sie stark. Sienknecht, der Eingebildete, präsentiert in seinem Solo-Performance-Konzert zuerst mal den komprimierten Klassik-Block, wo er unzählige Bildungsmusikstückchen zusammenhubert, während er im Anschluss im Frauen-Block in einem einzigen Song so ziemliche alle möglichen Frauennamen-Songs verpackt – von «Julia» über «Angie bis «Billie Jean». Schon kommt es zu einer Art Zusammenspiel der beiden («Irgendwo auf der Welt»). Kienberger wirft auf seinem Keyboard die Rhythmus-Maschine an zum Bossa-Block. Was man u.a. lernt beim Duell der Alleinunterhalter: «Strangers In The Night» und Paul McCartneys «Yesterday» kann man synchron intonieren, wenn mans kann. Lustig Kienbergers «Liftmusik» aus Anlass einer Tierarztpraxiseröffnung in einem sechsstöckigen Haus (plus Parterre): Es geht immer einen Ton höher bei «Hauet de Chatz de Schwanz ab» (Vorfasnacht lässt grüssen).

Der musikalische Reigen ist bunt, wird immer bunter und munterer, quer durch die Stile, frappierend und faszinierend. Kienberger hat ein paar Witze parat, «untere Schublade», und man kommt nicht immer gleich nach und draus. Oder überhaupt nicht. Wiederholt die Durchsage, es habe noch Untervazer Fotzelschnitten. Bitte bedienen sie sich. Wunderbar Sienknechts Playback-Show mit Gesang, Dual-Plattenspieler und Vinyl-Hick. Kienberger erinnert an eine weitere Auftragsarbeit zu einem Valserwasser-Jubiläum; irgendwas mit Wasser musste es zu tun haben. So spielt er es vor auf der Glasharfe («Amore»). Wieder Sienknecht, diesmal mit Grundig-Radio. Es ist das Schicksal solcher Musikanten, ihr Geld mit angewandten Kompositionen zu verdienen. Gibt dann aber ein Repertoire, das man auch an einem solchen Abend bringen kann. Kienberger steuert so eine Nummer bei mit auf dem Bühnenboden gespielten Bic-Rasierern! Für die zweite «Alleinunterhalter»-Vorstellung am Samstag, 18.1., gibt’s noch Restkarten. Es heisst, sich sputen. Kienberger, Träger des Schweizer Kleinkunstpreises 2014, kommt wieder, dann nicht mehr allein zu zweit, sondern im Trio: Die Angelegenheit heisst «Die Wiederkäuer». Zusatztitel: «Eine nicht ganz alltägliche Wiederaufnahme – 24 Jahre nach der umjubelten Erstaufführung!» So kommen sie erneut zusammen, Jürg Kienberger, Wolfram Berger, Ueli Jäggi und Autor Hansjörg Betschart. Vormerken, hingehen: Kleintheater, 12.–15.3., 20.00 Uhr