Draussen die Stadt

Südpol Kriens, 22.11.2013: Normalerweise gastieren in der Atelierwohnung im Südpol Künstler oder Musiker, ausnahmsweise nimmt die Räume für drei Tage die Zell:stoff Produktion Draussen die Stadt in Beschlag.  Wie bereits im Oktober in Berlin durchgeführt, kommt auch der Südpol in den Genuss eines Showings. Daher, es ist noch nicht die endgültige Fassung des Stücks zu sehen, bis zur Uraufführung am 5. Februar im Südpol werden noch Änderungen vorgenommen.

Für die Besucher ist in der Stube gestuhlt, man sitzt eigentlich auf der Bühne, denn die Wohnung ist die Bühne. Die Stimmung ist Intim, es haben nur etwa 20 Leute Platz. Ich fühle mich inmitten der Leute etwas unwohl. Ich kann meine Beine nicht übereinanderschlagen, die Luft ist trocken, meine Verfassung immer noch etwas erkältet. Doch mein Unbehagen ist pipifax im Vergleich was die Hauptperson Tom (Patrik Gehrig) durchmachen muss. Er leidet unter Panikstörungen.

Es folgt ein Kammerspiel in dem der Zuschauer als Voyeur einbezogen wird, der in fast jede Ecke der Wohnung sieht, notabene ohne aufzustehen, dafür sorgen Kameras in Bad, Zimmer und Küche. Die Geschichte ist in neun Kapitel aufgeteilt und wechselt mehrmals von der Gegenwart in die Vergangenheit.  Damals war die Welt von Tom und seine Beziehung mit der Künstlerin Pia (Annette Lober) noch in Ordnung. Doch von einem Tag auf den anderen wird Tom von Panikattacken ergriffen. Er zieht sich zurück. Seinen Job als Schauspieler kann er nicht mehr wahrnehmen. Schon nur die Wohnung für ein Casting zu verlassen ist für ihn unmöglich. Tom verschanzt sich in der Wohnung und irrt im Dunkeln mit einer Stirnlampe umher. Die Beziehung zu Pia zerbricht. Der Blick in die dunklen Ecken der eigenen Existenz wird zur unfreiwilligen Obsession. Am Schluss blickt das Stück in die Zukunft und schenkt dem Publikum einen (möglichen) Lichtblick.

Das multimediale Kammerspiel zieht den Zuschauer in seinen Bann. Die Sinne werden auf Unterschiedliche Weise stimuliert: Auf der Leinwand in der Stube sehen wir Einspieler aus der Vergangenheit oder die Szenen aus anderen Räumen. Die Wohnung wird fassbar, obwohl man in der Stube hockt. Der einzige Makel an diesem Trip ist, dass man wenig über das Thema Panikstörungen erfährt. Für einen Laien sind die Parallelen zu einer chronischen Depression offensichtlich, doch was sind dann die Unterschiede? Nichtsdestotrotz, an der Premiere im Februar kann man nochmals eintauchen und vielleicht auch das eigene Urteil revidieren.