«Dr Gorte esch e Schissdräck dergäge»

Kriens, 14.6.2012:  Das B-SIDES startete gestern vielversprechend in die erste Runde. Und dies obendrein auf einem Sonnenberg, der seinem Namen alle Ehre machte.– Hier das erste Update vom kleinen, aber feinen Innerschweizer Open-Air.

Weit und breit keine verstopften WC-Schüsseln, keine unendlichen Schlangen vor Wurst- und Bierständen und nirgends nervtötende Teenies, die sich ihren ersten Smirnoff-Suff geladen hätten. Das B-Sides ist eines der wenigen Festivals, auf dem man sich wirklich noch ohne Kompromisse auf den Genuss guter Konzerte freuen darf. Ungeachtet des alternativen Konzeptes, haben sich die Veranstalter aber für das Sinnbild der kommerziellen Schweizer Pop-Rock-Szene entschieden. Züri West waren der Hauptact des gestrigen Abends – eine durch und durch gute Entscheidung! Zugegebenermassen war wohl grossenteils ein extra angereister Fansektor der Berner Band für den ausverkauften Donnerstag verantwortlich. Kuno Lauener und seine sechs wirklich ausgezeichneten Instrumentalisten vermochten aber auch das restliche Publikum von «unangepassteren» Musikliebhabern sichtlich zu überzeugen. Da wippte und klatschte alles mit. Wie Kuno es selber definierte, sind Züri West eben «e alti Maschene, wo louft ond louft». Trotz Alter läuft der Motor aber noch mit vollem Antrieb. Gekonnt liess der Frontmann sein Charisma über ein abwechslungsreiches Songrepertoire von Kuschelballaden bis rockigen Gassenhauern hin wirken. Alte Klassiker waren neben Hits der neusten Platten genauso vertreten. Es machte Spass, dem alten Bühnentiger zuzuschauen, wie er sich in kindlicher Freude zum «Alpeflug» um die eigene Achse drehte. Allen Vorwürfen von Starallüren entgegen, war sich die Band dann auch für die dritte Zugabe nicht zu schade. Schön wars. Kuno selbst war gar der Meinung: « Dr Gorte esch e Schissdräck dergäge ». Als dann aber auch noch die ersten Klänge von «I schänke dir mis Härz» die Krienser Luft erfüllten, war es schon fast wieder etwas zuviel. Schön war die Stimmung ebenfalls schon zum Auftakt des Open-Airs , den Rapper Greis variationsreich-fröhlich und die Luzerner Indieband Les Yeux Sans Sisage konsequent-melancholisch gestaltet haben.

Die nächsten beiden Tage B-Sides dürfen wohl mit Spannung erwartet werden. Unter einer Vielzahl von Acts kann man sich sicher auf den deutschen Ausnahmekünstler Peter Licht (Freitag 21.00) freuen. Vielleicht wird er auch auf dem Krienser Berg die unsrige «Sonne, die gelbe Sau» besingen.