Die Masse begeistert die Masse

Schüür, Donnerstag 15. 11. 2012. Nach mehr als einem Jahr kehrten Balthazar gestern nach Luzern zurück. Eine begeisterte wie grosse Anhängerschaft genoss die Belgier, die ihr neues Album «Rats» zum Donnerspass brachten.

(Von David Buntschu)

Balthazar ist eine fünfköpfige, belgische Indie-Band, die seit dem Release ihres Debüt-Albums einen beachtlichen Werdegang durchläuft. Mit «Applause» (2010) beeindruckten Maarten, Jinte, Patricia, Simon und Christophe bereits im vergangenen Jahr im Treibhaus und der Schüür und wurden folglich von den Blue-Balls-Veranstaltern 2011 in den Pavillon am See geholt. Ein Jahr später haben Balthazar ein neues Album am Start. «Rats» wurde am 15. Oktober veröffentlicht, seither befindet sich die Band auf Tour. Gestern führte die Reise von Bern zurück nach Luzern. Als Gast kam man bereits ins Staunen, als sich an einem Donnerstag-Abend eine beachtliche Schlange von der Kasse nach draussen bildete. Das für ein Konzert einer Band, die vor einem Jahr noch mit dem Debüt-Album tourte. Eine mögliche Erklärung für die erfreulichen Umstände punkto Besucherzahlen kann «Applause» an sich sein. Balthazar stieg mit vier Songs vom alten Album ins Konzert ein und hatte die Menge im Nu für sich gewonnen. «The Boatman», «Blues For Rosann» oder «I’ll Stay Here» waren mitreissende Power-Bombardements, bestehend aus erdrückenden Bassböden und Ausbrüchen durch Gitarre und Gesang. Ohne Umwege setzen sich bei Balthazar Melodien im Gehör fest und zwingen förmlich zum Mitwippen auf eins und drei. Interessante Weichen wurden für «Rats» gestellt. Wo beim Debut-Album Eruptionen entstehen, verliert man sich auf der zweiten Balthazar-Geburt in nachdenklicheren Songs. Weniger komprimiert und massig, dafür besäuselnd und entspannend. So lassen sich Gefühle für «Rats» und Songs wie «Sides», «Sinking Ship», «Later» oder «Do Not Claim Them Anymore» umschreiben. Die Belgier begreifen es schier unvergleichlich gut, sich in Gänze der kontinuierlichen Wirkung eines Songs zu widmen. Christophe spielt sein Schlagzeug in einer Stetigkeit wie sie auf späten Radiohead-Alben zu hören ist, der Rest hilft sich gegenseitig, der Mehrstimmigkeit so viel Raum wie möglich zu geben. Balthazar-Konzerte sind ein Joint Undertaking sondergleichen. Mal synth-geprägt, mal jazzig, mal nostalgisch, mal graziös und zerreissend («Any Suggestion» !!) – all diese Adjektive, damit der Begriff «Indie-Pop» oder «Alternative» nicht weiter ausgelutscht wird. Balthazar macht Musik, nach der sich viele Luzerner ausstrecken. Schweift man gedanklich zum Hergang des Schüür-Auftritts zurück, so wird es sich das Quintett mit grosser Sicherheit auch nicht entgehen lassen, bald wieder herzukommen. Mindestens bis nach Basel sollen sie’s am 15. Dezember bereits schaffen.