Die Jungs habens einfach drauf – Monotales in der Haifish Bar

Was könnte man nicht schwärmen von den Buben, die uns die USA musikalisch so schön und gekonnt um die Ohren hauen. Und das Lokal erst!

(Von Sam Pirelli

Monotales, die angenehm reife Schweizer Country-, Honky-Tonk- und Americana-Nachwuchshoffnung, hätten eigentlich im Barbès spielen wollen – legendär schön sind die Konzerte dort –, allein, dort scheint es eine missmutige Anwohnerin zu geben, die den gelegentlichen Konzertbetrieb auf der liebreizendsten Bühne der Stadt zu unterbinden als ihre heilige Mission ansieht. Neid und Missgunst allenthalben! Also wurde das Konzert kurzerhand in die Haifish Bar an der Obergrundstrasse gezügelt – kein Nachteil, wie sich schnell herausstellen sollte.

Die Band spielt in ihrer jetzigen Besetzung erst seit 2009, das hat für eine schöne, kurzweilige CD gereicht, aber offenbar nicht für die grosse Ausweitung des Repertoires, weswegen ihre Konzerte immer so kurz seien, wie Sänger Mauro Guarise vor der Zugabe meinte. Nun, anlässlich der CD-Taufe hat mein gelahrter, kompetenter Kollege Hau schon ausführlich berichtet, ich will mich hier deshalb kurz fassen und nur in einzelnen Eindrücken den Abend skizzieren. – Erst die Lokalität: Ich war schon länger nicht mehr in Tibis Haifish Bar – ihr entsinnt euch, in grauer Vorzeit war sie beim Drei Könige, dann erfolgte der Umzug an die Obergrundstrasse. Schön ists, dank den grossen Fenstern ausgesprochen luftig, der Service sehr freundlich, die Preise angemessen. Und man darf rauchen. Wer sie noch nicht kennt, möge sie bald heimsuchen, der Besuch lohnt. – Das Programm: Monotales spielen einen durchdachten Mix von Balladen und rockigen Nummern, driften gelegentlich erträglich in den Americana-Mainstream, lassen einen aber nie lang leiden, sondern holen schnell mit einem eingängigen Gitarrenriff wieder ab.

Der Sänger: Mauro Guarise ist gross. Seine Stimme passt perfekt zum Musikstil, sie ist direkt und unprätentiös. Er beherrscht den typischen kleinen Schlenker in die Kopflage und setzt ihn gezielt ein, dazu singt er live mit einer gepflegten Rauheit, die einen wohlig durch die Prärie schaukeln lässt – was dadurch unterstützt wird, dass er sein Englisch ohne hörbaren Schweizer Akzent bringt, eine Wohltat. Unterstützt wird er von Gitarrist David Hangartner und Bassist Andi Schnellmann in gediegener, nie aufgesetzt wirkender Dreistimmigkeit. – Die Gitarren: ein Genuss! Kuno Studer und David Hangartner wechseln sich ab an der elektrischen und der akustischen Gitarre, beide beherrschen das genretypische Lingo, wobei Hangartner seine Gitarre mit den Lipstick-Pick-ups eher in Richtung Steel spielt, also eher getragen einsetzt, während Studer mehr der Rocksprache zugetan ist. Das sorgt für grosse klangliche Varianz und trägt zur allgemeinen Kurzweil bei. Besonders aufgefallen ist Studers ausgefeilte Arpeggio-Technik auf der Akustischen, wobei er ausschliesslich mit Plektrum anschlägt, was zu grosser Brillanz im Sound führt. Und Hangartners Orgelspiel steht seiner Gitarrentechnik in nichts nach. – Rhythm Section: Bassist Schnellmann und Schlagwerker Simon Britschgi liefern genau das, was jede elektrische Spielart des Country auszeichnet: den fetten Boden. Satt und präzis Schnellmanns Bass-Lines, jeder Ton präzis gesetzt, auffällig die feine Abstimmung mit der Leadgitarre, zum Beispiel in «Lantern on the Hill». Zusammen mit Britschgis fröhlich und scharf vorwärtsgaloppierendem Schlagzeug resultiert das in grosser rhythmischer Dichte, manchmal flatterte dem alten Kauboi das Herz vor Freud, und es macht auch die Balladen aushaltbar. Allgemein verfügt die Truppe über eine sorgfältig geprobte Dynamik – dass das werte Publikum dem Beizendruck nicht standhalten zu können schien und sich in den hinteren Rängen lauthals unterhielt, liess einen erst recht merken, wie gross die Volumenunterschiede innerhalb mancher Stücke sind.

Die CD: Ich habe sie jetzt wiederholt gehört, es bleibt nur eines zu sagen – kaufen! – Der Schnaps: Gitarrist Studers entfernte Verwandtschaft zur gleichnamigen Destillerie führte zu einem der nettesten je gesehenen Band-Give-aways – kleinen Fläschli mit eigens gedruckten Etiketts, gefüllt mit wahrlich feinem altem Williams. Das nun ist tatsächlich eine löbliche Idee. – Fazit: Herausragende Band, lässes Lokal, ein fürwahr gelungener Abend.