Die Eroberung der Mondberge und ein Bruch mit der Figuration

Kunstplattform Akku Emmenbrücke, 31.1.2014: Junge Kunstschaffende und Malerei sind keine enge Freundschaft mehr. Meist bleibt es bei zaghaften Versuchen. Doch in Luzern wird wieder häufiger gemalt. Und das sehr eindrucksvoll. Die Ausstellung im Akku zeigt das aktuelle Schaffen von Sara Gassmann und Paul Lipp, zweier Kunstschaffenden, die mit dem Pinsel umgehen können.

Die zwei Ausstellungsbereiche sind strikte getrennt. Also ob die Arbeiten von Paul Lipp (*1977, Werthenstein LU) diejenigen von Sara Gassmann (*1980, Dagmersellen LU) auffressen würden. Jeglicher Dialog zwischen den beiden Werkteilen wird im Keim erstickt. In der Tat treffen zwei sehr unterschiedliche, malerische Ansätze aufeinander und lässt einem das Hängungskonzept allmählich verstehen. Bei Sara Gassmann taucht der Besucher in eine poetische Werkgruppe mit dem verwunschenen Titel Die Eroberung der Mondberge ein. Auch wenn man keine Vorstellung hat wer oder was Mondberge sein sollen, überkommt einem das Gefühl – vermittelt durch Farben und Formen des Gemalten – in einer imaginären Traumwelt zu schweben. Gassmann, deren Arbeiten zum ersten Male im grösseren Rahmen in Luzern präsentiert sind, spielt mit der Abstrahierung von Formen und verwendet auffällig bunte und ausgewogene Farbspektren. Malerische Gleichnisse in Farbe und Form ergeben eine homogene Werkgruppe ohne wirklichen Ausbruch aus diesen gemütlichen, warmherzigen und dekorativen Arbeiten.

Deutlich mehr Impetus in der Pinselführung spürt man bei Paul Lipps Malereien. Die grossformatigen Gemälde (bis 200cm Höhe), Öl auf Leinwand, zeugen von einer Auseinandersetzung von Farben und Formen direkt auf der Leinwand. Paul Lipp nutzt die gestische Malerei um dem Betrachter ein Facettenreichtum von angedeuteter Figuration hinzu totaler Abstraktion anzubieten. An einigen Stellen erkennt man die Ableger oder Auswüchse zeichnerischer Elemente, die jedoch nur eine kleine Chance gegenüber der Abstraktion vorweisen können. Arme, Beine und angedeutet Motive wie ein Hundewesen sind zwar mit Konturlinien auf die Leinwand gebracht, haben aber einen geringen Stellenwert und auf Kosten der Abstraktion wirken sie an einigen Stellen mehr als Fremdkörper als dass die Gesamtkomposition unterstützt wird.

Paul Lipp befindet sich auf einem eingeschlagenen Weg, die Figuration hinter sich zu lassen und schnurstracks auf die Abstraktion hinzurennen. Besonders eindrücklich lässt sich diese Entwicklung in den neuesten Werken aus dem Jahr 2014  nachvollziehen. Into The Dark, Wasteland und Shutters nennt sich dieses Dreigestirn und überzeugt durch präzise auf die Leinwand gebrachte, malerische Notizen. Überlagerungen von Formen und Farben, zahlreiche Schichtungen und der unverfrorene Einsatz von Pinseln und Schabern ergeben garstige und tiefgründige Abstraktions-Landschaften, gehalten in einem Ozean von Blautönen.

Rahmenprogramm: Werkgespräch SO 9. Februar, 11 Uhr Mit Sara Gassmann, Paul Lipp und Kuratorin Natalia Huser