Dawn of the Dead 2010

Les Sauterelles beschworen am Freitag im Stadtkeller die Sixties herauf. Was sie dabei von einer x-beliebigen Coverband unterscheidet ist, dass sie ihre Instrumente auch tatsächlich beherrschen – und wie! Ob man 2010 noch 50 Jahre alte Songs, die genau so wie damals klingen, hören mag, sei jedem selber überlassen. Das Publikum jedenfalls feierte Band und Songs. Auch dem Rezensenten hat's gefallen, obschon er dem Ganzen mit durchaus ambivalenten Gefühlen gegenüber steht.

Sie sind eine Zombie-Band: Die «Swiss-Beatles», die französisch betitelten Zürcher Grasshoppers, auf der Bühne seit 1962. Seither hat sich nicht viel verändert. Ja, drumherum gab es einige Personalwechsel wie auch Bandauflösungen und Reunions. Aber so sehr die verstrichene Zeit sich an den Körpern der Mannen um Toni Vescoli bemerkbar macht, so wenig tut sie es in den Songs. Man spielt Beatles-Covers, dann gar eines von den Rolling Stones. (Vescoli: «Wir fühlten uns immer etwas schizophren als Band, weil wir die Beatles und die Stones mochten.») Man spielt Dylan, man spielt Kinks. Mal sehr werkgetreu, dann wieder im eignen Stil. Das alles schön, gekonnt und geschliffen. Sicher wie im Schlaf, aber nicht ohne Leidenschaft. Schlagzeuger Kurt «Düde» Dürst (in einem kitschigen John-Lennon-Shirt) strahlt eine Energie und Spielfreude aus, die einen glauben macht, dass es auch nach 40 Jahren immer noch ein Heidenspass sei zum wahrscheinlich millionsten Mal «Heavenly Club» – gut, das ist einfach ein geiler Song, auch wenn sie damals noch kein Englisch konnten – zu spielen. Die Tanzeinlage als Intro zur Debütsingle «Hongkong» ist  durchaus amüsant, die folgenden Soli brillant. Man glaubt gar, ein paar Takte lang einen Synthesizer rauszuhören, wo gar keiner spielt. Als die Heugümper nach gut anderthalb Stunden und einem üppigen Zugabenstrauss, wo sie noch einmal alles geben, die Bühne verlassen, johlt und klatscht das Publikum, bis die Lichter angehen. Apropos Publikum: Wenn man Augenzeugen glauben schenkt, schrieb ein gewisser R.K. aus Z., Chefredaktor der WW, an einem Tisch in den hinteren Reihen eifrigst in ein Büchlein. Unbestätigten Gerüchten zufolge recherchierte er für ein Portrait über den Entertainment-Manager Freddy Burger, der einst Cliff Richard and the Shadows (die Sauterelles begannen als Shadows-Coverband)  und die Kinks (die spielten einst zeitgleich wie die Sauterelles in Luzern, bloss in 'nem andern Club)  in die Schweiz holte und zeitweise auch die Sauterelles und Toni Vescoli solo managte.