Das Phantasmagorium von Christy Doran's Sound Fountain

Bar 59, Luzern, 14.09.2017: Mit bluesigen Riffs, jazzigen Spielereien, und sphärischen Klängen spielt das Trio um Christy Doran ein Konzert, das die Zuhörerschaft in eine fremde Welt transportiert. Irgendwo zwischen Chaos und Choreographie.

In einer überraschend leisen Bar 59 wartet das Publikum gespannt auf den Auftritt des Abends. Schnell werden noch Getränke bestellt und Stühle besetzt. An den Gesichtern lässt sich eine Erwartungshaltung ablesen, als ob man bereits ganz genau wüsste, was kommt.

«Christy Doran's Sound Fountain» ist ein Trio bestehend aus Lukas Mantel (dr.), Franco Fontanarrosa (b), und dem namensgebenden Christy Doran (g). Seit 2014 spielen die drei Musiker zusammen und ihr letztjährig erschienenes Album «Belle Epoque» wurde vom New York City Jazz Record Magazin zu einem der besten Alben 2016 gewählt. Doran macht aber schnell klar, dass an diesem Konzert nicht das Album im Mittelpunkt steht, sondern ein neues Programm. Doran wirkt dabei mitunter wie ein zerstreuter Professor. Er verhaspelt sich bei den Titelansagen, hält seine Brille ungelenk in der Hand, lässt seine Notenblätter fallen. Dann widmet er sich aber seiner Gitarre und der zerstreute Professor verschwindet.

«Das Publikum wird mitgenommen auf eine Reise, wird hypnotisiert, und muss sich dem Willen der Musiker ergeben.»

Die Stille im Club der Bar 59 wird durch eine harten Blues-Riff zerfetzt. Sofort merkt man den Musikern an, wie gerne sie miteinander spielen, und wie gut sie es können. Die Liebe am Spiel ist nicht zu übersehen. Wer aber meinte, dass die Band beim Blues bleibe, wurde schnell eines Besseren belehrt. Das erste Lied war eine vergleichsweise lockere Eröffnung, um das Publikum an der Hand zu nehmen, und an einen ganz anderen Ort zu bringen. An einen Ort, in dem sich Klanglandschaften auflösen, Harmonien nicht immer eindeutig sind. So scheint es passend, dass die Songs Titel tragen wie «Abstracción» oder «Andromeda». Letzteres ist ein Stück, das Doran ursprünglich für ein Gitarrenorchester geschrieben hat, und nun zeigt, wie die Band den Rahmen dafür, was ein Trio sein kann, bis aufs Äusserste ausdehnt. Ein Höhepunkt.

Christy Doran

Doran fingert, kratzt, und reibt an der Gitarre; Fontanarrosa reisst, schlägt, und windet sich um den Bass; Mantel streichelt, kitzelt, und prügelt die Drums. Die Musiker spielen irgendwo zwischen Choreographie und Chaos. Mal scheint ein Lied simpel und geradeaus, nur um dann einen ganz anderen Weg einzuschlagen. Mal wird improvisiert, mal wird den Noten nachgespielt. Das Publikum wird mitgenommen auf eine Reise, wird hypnotisiert, und muss sich dem Willen der Musiker ergeben.

In der Zugabe dreht das Trio noch ein letztes Mal auf. Es beginnt mit einer klaren, beinahe schon vertrauten Struktur, zerfällt dann aber in etwas Unkenntliches. Doran spielt auf seiner Gitarre mit einem Geigenbogen und entlockt dem Instrument selten gehörte Töne. Fontanarrosa steckt eine Metallplatte in den Bass und wummert mit. Mantel untermalt das Traumbild mit einem unkonventionellen Spiel, nur um im letzten Moment mit einem richtungsweisenden Beat den Traum zu durchbrechen. Auf einmal ist die Band an einem Ort, der dem Publikum wieder vertraut vorkommt. Zurück auf der Erde.

Christy Doran's Sound Fountain

www.bar59.ch