Dans La Visage vs. Saalschutz

Zur dritten Ausgabe des Donnerspass trafen Dans La Visage aus Luzern auf die Zürcher Ravepunker von Saalschutz. Ein Line-up, bei dem vor allem Szenenfans auf ihre Kosten kamen.

(Von David Buntschu)

Vieles ähnelt während einem Dans-La-Visage-Konzert der Vorstellung, dass zwei beste Freunde einen freien Samstagnachmittag ungestört in einem Raum mit dem verbringen, was sie verbindet. Das Duo um Christoph Barmettler und Remo Helfenstein ist die «kinderlose Liebe» zwischen den Bands Dans La Tente und Les Yeux Sans Visage und fungierte als genehmer und geruhsamer Einstieg in den Abend. Ihr Sound, man nenne es mal vorbehaltlos Dream-Pop, lebt von Beständigkeit, Remo Helfensteins vokaler Männlichkeit und viel Hall (gemeint ist der tonale Effekt auf Stimme, Bass, Gitarre ... alles). Kaum einmal fühlt man sich zum Bewegen animiert, vielmehr lassen Dans La Visage einen träumen und abkommen. Ihre Musik erlaubt und ermöglicht mehr als gewohnt, sich nicht dauerhaft konzentrieren zu müssen. Es bleibt Zeit zum Entdecken von Eigenheiten der Band. Da wäre Christophs ständiges Stehen auf den Zehenspitzen, während er singt, verschmitztes Lächeln bei falschen Tönen, der spärliche Augenkontakt mit dem Publikum. Dass die beiden Herren sich primär an sich selbst orientieren, zeigen ihre vom Publikum abgekehrte Aufstellung auf der Bühne sowie kurze Gespräche zwischen Songs, ermöglicht durch die suboptimale Lösung des Beat-Transports von Computer zu Fernbedienung. Nichtsdestotrotz versprühen Dans La Visage mit ihren tonalen Momentaufnahmen eine gewisse Lebhaftigkeit und Glückseligkeit, die einen am Morgen problemlos aus dem Bett bringen würde. Künftigen Konzertgängern sei das letzte Lied, das entweder vom «surfing» oder «serving in California» handelt, vorempfohlen. Ein Ausbruch zweier ruhiger Gemüter sondergleichen. Zwischen Dans La Visage und der Fasnacht war da noch Saalschutz. Die beiden Beschützer des Disco Dancin’ machten noch, bevor sie den ersten Sampler ankurbelten klar, dass ihr Herkunftsort Zürich kaum Einflüsse auf ihre Persönlichkeit habe und sie sich mehr als Kosmopoliten sähen. Saalschutz – das sind auf den ersten Blick ein erschlankter Silent Bob und El Mariachi und auf den ersten Ton DJ Flumroc und DJ M T Dancefloor. Die beiden Weltenbummler sind in der Untergrund-Electropunk-Szene beliebt. Das zeigte der Aufmarsch von eingefleischten Fans in der Schüür. Die Erprobtheit der beiden Mitreisser war von Anfang bis Schluss Gewähr, umfasst sie doch bereits Hunderte von Konzerten sowie ausserordentliche Geschichten, die einem einen Bart spriessen lassen würden. Texte in Deutsch und zuweilen brüchigem Französisch und Englisch werden von 4/4-Beats, elektrischen und trällernden 21st-Century-Handorgeln und einem brodelnden analogen Bass in Form einer Klaviertastatur untermalt. Für die Band wichtig: Wenn Saalschutz spielen, ertönt nichts aus dem Computer. Songs aus mehr als einer Dekade Ravepunk werden zum Besten gegeben, Perlen der letzten beiden Alben «Saalschutz machts möglich» oder «Entweder Saalschutz» hochgehalten. Das Ende des Konzerts fiel so aus, dass es mehr fröhliche und zufriedene Leute als enttäuschte Gesichter gab. Das kann man so unterschreiben.