Check: Oha!

Historisches Gekicke in Basel, vermeintliche Engländer auf der Bühne, beeindruckte Amerikaner: ein ganz normaler Mittwochabend mit Konzerten von Merz und High Places im Südpol.

Es bahnte sich Historisches an gestern Mittwoch. Die Bühne: der St.-Jakobs-Park in Basel, eine Halbzeit war gespielt, Streller hatte das Heimteam herrlich gegen die Übermacht aus Manchester in Führung gebracht. Trotzdem wechselten wir nach 45 Minuten den Schauplatz – die Bühne diesmal: der Südpolclub. Zwei Bands waren angekündigt. Merz (aus England, zumindest ein bisschen) und High Places (aus New York). Es sei vorweggenommen: Es hat sich gelohnt, die Kultur dem Fussball vorzuziehen. Durch Sturm und Regen im Südpol angekommen (kurzer Check: immer noch 1:0 in Basel), Leute standen erwartungsfroh im Club und generierten Barumsatz. Als auch schon vier Leute auf die Bühne kamen. Und siehe da, bestens bekannte Gesichter: Andy Schnellmann am Bass, Manuel Troller an der Gitarre, Julian Sartorius am Schlagzeug. Nur der Sänger und Gitarrist war mir unbekannt (und wie ich erfuhr, ist er für das UK in der Bandbeschreibung verantwortlich: der in Bern lebende Brite Conrad Lambert).

Als «A master of modern folk» bezeichnete ihn das englische «i-D Magazine» – was zutrifft. Zugänglicher Pop, schön durchsetzt mit Jazzanleihen und mehrstimmigen Gesängen. Ganz auf der Höhe der Zeit, komplex, aber nie unverständlich. Ob Lambert alleine an der Akustikgitarre oder mit ganzer Band, es flutschte wohlig in die Gehörgänge und war zeitweise durchaus tanzbar. Ein begnadeter Songwriter, fernab jegliches Pathos oder gar Indiekitschs – und dass Troller-Schnellmann-Sartorius eine sichere Backline bilden, ist bekannt und hat sich gestern bestätigt, das ist internationales Niveau. (Apropos international: kurzer Check: Manchester drückt und sucht den Ausgleich) Nach einem sympathisch kurzen Auftritt eine Umbauphase – Zeit für ein paar generelle Eindrücke: Der Südpolclub wird immer besser, die Soundanlage (was man später bei High Places gut hörte) imponiert (die Bässe!), das Mischpult wurde in die Raummitte transferiert, was das Empfinden positiv steigert. Schön, dass das Team investiert und denkt. (Check: 84. Minute, Basel erhöht auf 2:0, oha!) Die Instrumente wurden durch zwei Stehtische mit viel Elektro-Schnickschnack getauscht, das Duo High Places begann. Eben haben sie ihr neues Album «Original Colors» veröffentlicht, das weit weniger verspielt als seine Vorgänger daherkommt und nur ein Ziel kennt: den Dancefloor. Es war ein grosser Kontrast zu Merz – es dominierten Elektrobeats und satte Bässe. Robert Barber (rechts) trommelte mit Sticks über seine Geräte und streute so Perkussion zwischen die stampfenden Beats und nahm zeitweise eine Gitarre zur Hand. Mary Pearso (links) ging mit ihrer schönen Stimme im ganzen Sound- und Klanggefüge zeitweise leider etwas unter. (Check: Schlussfurioso, Fast-Eigentor Basel, Schlussstand 2:1,oha!) Trotz beeindruckender Soundkulisse und scharfen Beats wollte der Funken nicht wirklich aufs Publikum überspringen – dieses blieb verhalten, aufmerksam, aber kaum tanzend. Dazu trug sicher bei, dass High Places mit der Zeit doch etwas einförmig wirkten. Erst gegen Schluss und mit der Zugabe schalteten sie nochmals einen Gang höher. Barber richtete noch ein paar Worte an das Publikum und hatte am Südpol seine helle Freude, ein solches Haus würde es in den USA niemals geben. Oha! [youtube]http://www.youtube.com/watch?v=CyeQeEq2sp8[/youtube]